: Neue deutsche Prächtigkeit
■ Der Umbau des Martin-Gropius-Baus, eines der schönsten Museen der Stadt, ist beendet. Als Bundesausstellungshalle eröffnet das Haus mit der Schau "Einigkeit und Recht und Freiheit"
Manchmal stehen Ausstellungskonzepte mehr für das Programm eines Hauses als für sich selbst. 1997/98, als mit „Deutschlandbilder“ und Werken von Beuys, Penk und anderen Modernen die letzte Schau des Martin-Gropius-Baus vor der Schließung über die Bühne ging, bildete die Retrospektive den Abschluß in einer Folge von Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Jetzt, wenn das wohl bedeutendste Ausstellungsgebäude der Stadt nach seiner Renovierung wieder die Pforten öffnet, weist die erste Ausstellung erneut den Weg, wo es mit dem Haus langgeht. „Einigkeit und Recht und Freiheit“ lautet der Titel der Jubiläumsschau zum 50.Geburtstag der Bundesrepublik.
Eröffnet wird der Martin-Gropius-Bau am Tag der Wahl des Bundespräsidenten – am 23. Mai 1999. Hauptnutzer wird, neben dem Land, der Bund sein. In Berlin spricht man bereits von der neuen „Bundeskunsthalle“. Und wenn Berlins Kultursenator Peter Radunski (CDU) gestern bei der Übergabe des sanierten Hauses symbolisch vom „Aufbruch“ in eine neue Zeit spricht, sagt das viel: Der Martin-Gropius-Bau wird nicht mehr derselbe sein, der er vorher war.
In der Tat hat der rund einjährige Umbau des einstigen Kunstgewerbemuseums aus dem Jahr 1881 bauliche Veränderungen mit sich gebracht, die dem Nutzer einen repräsentativen Rahmen garantiert. Der 22 Meter hohe Lichthof wurde neu verglast. Aus den Ausstellungssälen, die um die zentrale Halle angeordnet sind, entfernten die Architekten Hilmer/Sattler/ Albrecht (München) die Zwischengeschosse, so daß hohe, weite Räume entstanden.
Neu ist auch der Zugang zum Museum. Das neoklassizistische Gebäude können die Besucher wieder über den Nordeingang betreten, der früher durch die Berliner Mauer versperrt war. Im Foyer werden ein Buchladen und ein Café eingerichtet. Außerdem fällt in die einstmals dunkle Eingangshalle nun Licht, da der Raum mit einer Glaskuppel den Himmel über Berlin hereinläßt.
Das alles schafft in dem denkmalgeschützten Haus, das im Krieg zerstört und in den 70er Jahren mit viel Goldfarbe fragwürdig restauriert worden war, einen „überschaubaren, klaren Gesamteindruck“, wie Bausenator Jürgen Klemann gestern befand. Ein modernes, innovatives Ausstellungshaus, das internationalen Ansprüchen gerecht werden könnte, ist es aber nicht geworden. „Wo“, fragte gestern ein Jounalist, „sind die Millionen für den Umbau – 33 Millionen Mark von Berlin und 20 Millionen vom Bund – geblieben?“
Nicht ohne Schwierigkeiten stellt sich auch die Finanzierung des Hauses für die Zukunft dar. Zwar gibt der Bund als Hauptnutzer im Rahmen des Hauptstadtkulturfonds neun Millionen Mark jährlich für den Martin-Gropius- Bau aus. Für große Ausstellungsetats wird das nicht reichen. Deshalb wird für das Museum nach einem Betreiber gesucht, den man sich in Form einer Gesellschaft vorstellt, wie etwa die Berliner Festspiele GmbH. Die soll das Management des Hauses übernehmen. Die erste Schau aber ist gesichert. „Einigkeit und Recht und Freiheit“ wird eine Co-Produktion des Deutschen Historischen Museums und des Hauses der Geschichte in Bonn. Da weiß man, was man hat. Rolf Lautenschläger
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