Neue Weltordnung aus Pittsburgh: Aus G 8 werden G 20
Die G 8-Staaten einigen sich auf einige neue Regeln für die Finanzmärkte. Polisten reagieren auf Demonstrationen mit Übergriffen.
PITTSBURGH taz | Aus 8 mach 20, so lautet die neue Formel für Spitzentreffen der Industrienationen mit den wichtigsten Schwellenländern. Damit konnte der Pittsburgher G-20-Gipfel gleich zu Beginn Einigkeit demonstrieren. Laut Ankündigungen aus Delegationskreisen wollte US-Präsident Barack Obama zum Abschluss des Treffens am Freitag verkünden, dass aus der Gruppe der acht führenden Industrienationen (G 8) nun dauerhaft ein Kreis von 20 Nationen wird. Zu den neuen Mitgliedern gehören Staaten wie Indien, China und Brasilien.
"Die Ergebnisse sind besser, als wir erwartet haben", hieß es aus der deutschen Delegation. Überrascht zeigten sich europäische Vertreter, dass die US-Seite kurz vor dem Beginn des Gipfels Zugeständnisse hinsichtlich klarerer Regeln für Managerboni machte. US-Finanzminister Tim Geithner teilte zufrieden mit, dass es einen "starken Konsens mit Blick auf den grundlegenden Rahmen der Ziele" gegeben habe. Gemeint waren damit die Einigung auf eine höhere Kapitalausstattung von Banken sowie die schärfere Überwachung von Hedgefonds und Derivaten. Damit die neuen Regeln nicht nur Papierwerk bleiben, soll künftig ein auf dem letzten G-20-Gipfel in London einberufenes Forum für Finanzstabilität über ihre Einhaltung wachen. Darin sitzen Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden. Der europäische Druck, vornehmlich der Deutschlands und Frankreichs, habe sich bewährt, lautete das Fazit aus Delegationskreisen.
Auch bei dem immer wieder von China vorgebrachten Thema der veralteten Machtverteilung in den internationalen Organisationen gab es Bewegung. Im Internationalen Währungsfonds (IWF) sollen sich künftig die Stimmrechte um fünf Prozentpunkte zugunsten bislang unterrepräsentierter Länder verschieben. An der Sitzzahl im Fonds, insgesamt 24, sowie an der Finanzausstattung des Fonds werde sich aber vorerst nichts ändern, hieß es. Stillstand auf ganzer Linie gebe es lediglich bei den Klimagesprächen, hieß es in Delegationskreisen.
Dagegen protestierten mehrere hundert Demonstranten in Pittsburgh. Sie forderten Klimaschutz und mehr Gerechtigkeit im Weltfinanzsystem. Anschließend im Internet veröffentlichte Videos dokumentierten eine Reihe von Übergriffen der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten. Insgesamt kam es zu 19 Verhaftungen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos