Neue Vorwürfe gegen Wolfgang Rupf

Der ehemalige Bankgesellschaftschef soll einer überhöhten Abfindung für Ignatz Bubis zugestimmt haben

Der ehemalige Vorstandschef der Bankgesellschaft Berlin, Wolfgang Rupf, steht angeblich in einem weiteren Sachverhalt unter Untreueverdacht. Recherchen der Berliner Zeitung zufolge soll Rupf dem im Immobiliengeschäft engagierten früheren Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, wenige Monate vor dessen Tod im Mai 1999 gegen Zahlung einer überhöhten Abfindung den Ausstieg aus einer Immobiliengesellschaft ermöglicht haben. An der Gesellschaft war auch die Landesbank Berlin (LBB) beteiligt. In bankinternen Dokumenten werde der daraus resultierende Schaden für die Bankgesellschaft auf einen Betrag von bis zu 15,34 Millionen Euro geschätzt. Die Justizpressestelle bestätigte, dass gegen Rupf seit geraumer Zeit wegen des Untreueverdachts in Zusammenhang mit Immobiliengeschäften ermittelt werde.

Konkret geht es um die Immobilienholding Certa OHG, die im Jahr 1991 gegründet wurde. Die LBB hielt 50 Prozent der Anteile, Bubis 25 Prozent. Zweck des Unternehmens war der Erwerb und die Bewirtschaftung von Immobilien, wobei der Erwerb der Objekte im Wesentlichen durch Kredite finanziert wurde. Das war damals in Berlin und Ostdeutschland weit verbreitet, um die von der Kohl-Regierung ausgelobten steuerlichen Sonderabschreibungen zu nutzen.

Spätestens ab 1995 jedoch soll laut Berliner Zeitung die Certa aufgrund von Leerständen in erhebliche Liquiditätsprobleme geraten sein; vor diesem Hintergrund sollen die Gesellschafter die Umwandlung der OHG in eine GmbH vorbereitet haben. Dafür hätten aber die negativen Konten ausgeglichen werden müssen, wozu sich Gesellschafter Bubis nicht in der Lage gesehen haben soll. Die Gesellschafter sollen daraufhin einvernehmlich beschlossen haben, die von Bubis gehaltenen Certa-Anteile zu übernehmen. Vollzogen soll der Ausstieg im Mai 1999 worden sein. Nach Verrechnungen mit seinen Verpflichtungen soll Bubis 23,3 Millionen Mark für seine Anteile erhalten haben. Bankchef Rupf habe die Transaktion gebilligt, obwohl er intern darauf hingewiesen worden sein soll, dass die „Ermittlung der Abfindungssumme fraglich“ gewesen sei. Zudem sei auf eine zeitnahe Ermittlung des Certa-Wertes verzichtet worden.

Sruel Prajs, ebenfalls Certa-Gesellschafter, wies im Juli dieses Jahres die Vorwürfe überhöhter Abfindungen in einem Interview mit dem Tagesspiegel zurück. Ein Gutachter habe den Wert der Gesellschaft abgeschätzt, diese Summe sei aufgerundet worden. „Es war der Wunsch der LBB und auch unserer, die Trennung rasch und zugleich fair zu vollziehen.“ AP, TAZ