Neue Vorstandsvorsitzende bei SAP: Die erste Frau
Bislang gab es im DAX nur männliche Chefs. Nun wird Jennifer Morgan Ko-Vorstandsvorsitzende beim Softwareriesen SAP.
Die 48-jährige US-Amerikanerin soll zusammen mit Christian Klein (39) das wertvollste DAX-Unternehmen, den Softwareriesen SAP, führen. Dies teilte der Konzern am Freitag mit. Die beiden derzeitigen Vorstandsmitglieder folgen damit auf Bill McDermott, der überraschend seinen Rückzug bekanntgab. Der 58-Jährige hatte Europas größten Softwarekonzern seit 2010 geführt, zunächst als Teil einer Doppelspitze, seit 2014 allein.
Die Ernennung Morgans sei „ein Signal an alle Firmen: Es geht! Doppelspitzen funktionieren auch in Unternehmen – nicht nur in der Politik“, sagte Monika Schulz-Strelow, Präsidentin der Initiative Frauen in die Aufsichtsräte. SAP sei „ein Paradebeispiel für einen großen Konzern, der systematisch Frauen in die Führungsspitze geholt und so das Potenzial von Frauen entwickelt hat“. Das zeige „Frauen innerhalb und außerhalb des Unternehmens: Bei uns könnt ihr Karriere machen.“
Morgan, die sich auf Twitter als „Happy wife + mom“ – glückliche Ehefrau und Mutter – bezeichnet, ist seit 2004 bei SAP und seit 2017 im Vorstand, verantwortlich war sie zuletzt für die Cloud-Geschäftsbereiche. Das US-Magazin Forbes hat Morgan bereits in die Liste der 100 einflussreichsten Frauen der Welt sowie in die Top 20 der wichtigsten Frauen der Technologiebranche gewählt.
Eine Frau unter den mächtigsten Aufsichtsräten
Laut der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) ist der Anteil von Vorstandsfrauen der in den großen deutschen Aktienindizes DAX, MDAX oder SDAX gelisteten Unternehmen zuletzt von geringem Niveau kontinuierlich gestiegen, zuletzt im ersten Halbjahr 2019 auf 8,7 Prozent.
Bei den DAX-Konzernen allein waren es 14,1 Prozent. Auf der anderen Seite ist in zwei von drei in den großen Indizes notierten Unternehmen der Vorstand immer noch ausschließlich mit Männern besetzt. Laut EY wurden im Sommer nur zwei SDAX-Konzerne und ein MDAX-Unternehmen von einer Frau angeführt.
Ähnlich männerdominiert sind die Kontrollgremien der Konzerne. Nur eine Frau ist unter den Top Ten der mächtigsten Aufsichtsräte: Ann-Kristin Achleitner, die Ehefrau des Oberkontrolleurs der Deutschen Bank Paul Achleitner. Sie sitzt im Aufsichtsgremium von Linde und der Münchener Rück sowie beim französischen Versorger Engie.
Viel ändern will das neue SAP-Führungsduo erst einmal nicht. Morgan sagte, Klein und sie würden sich bei dem Konzern mit rund 100.000 Mitarbeiter*innen zunächst auf eine entscheidende Botschaft konzentrierten – und die laute: Kontinuität.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Kaputte Untersee-Datenkabel in Ostsee
Marineaufgebot gegen Saboteure
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
BSW-Anfrage zu Renten
16 Millionen Arbeitnehmern droht Rente unter 1.200 Euro
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Psychiater über Kinder und Mediennutzung
„Die Dinos bleiben schon lange im Schrank“