Neue Verfassung in Ägypten: Scharia bleibt Grundlage fürs Recht
Die Abstimmung über einen Entwurf der Verfassungsgebenden Versammlung in Ägypten hat begonnen. Die ersten Punkte wurden bereits angenommen.
KAIRO dpa/afp/dapd | Die Verfassungsgebende Versammlung in Ägypten hat am Donnerstag über ihren Entwurf für eine neue Verfassung abgestimmt. Die Mitglieder des Gremiums gaben zu jedem der 234 Artikel einzeln ihreStimme ab. Die ersten 40 Artikel wurden jeweils mit großer Mehrheit oder einstimmig angenommen.
Der angenommene Artikel 2 besagt, dass die „Prinzipien der Scharia“ die „wichtigste Quelle der Gesetzgebung“ seien. Der Passus stammt noch aus der früheren Verfassung unter Staatschef Husni Mubarak. Die Opposition kritisiert neben der oft vagen und teils unklaren Sprache des Textes die zu große Machtfülle des Präsidenten und die zahlreichen Verweise auf das islamische Recht der Scharia.
In der Versammlung geben die Muslimbrüder und die radikal-islamischen Salafisten den Ton an. Die liberalen und linken Mitglieder hatten sich in den vergangenen Wochen aus Protest gegen die aus ihrer Sicht mangelnde Kompromissbereitschaft der Islamisten aus dem Gremium zurückgezogen. Auch die koptische Kirche zog ihre Vertreter ab. Über den Entwurf muss dann noch in einer Volksabstimmung entschieden werden.
26 der ursprünglich 100 Mitglieder der Versammlung erschienen am Donnerstag nicht zu der Abstimmung. Da mindestens 75 Mitglieder anwesend sein müssen und jeder Artikel nur dann als angenommen gilt, wenn 67 Mitglieder mit Ja stimmen, wurden 14 „Ersatzmitglieder“ aufgerufen. Da drei von ihnen ablehnten, zogen letztlich nur elf von ihnen in das Gremium ein. Die Abstimmung wurde live im Fernsehen übertragen.
Leser*innenkommentare
D.J.
Gast
@Djibril:
"Vor Gott sind alle Menschen gleich."
Christen und Juden gelten nach der Scharia als Untermenschen minderen Rechts, andere (Atheisten) sind völlig rechtlos. Im Übrigen siehe meine Antwort zu Murat.
Leute, lasst euch bitte nicht von solchen Wahrheitsverdrehern in die Irre führen. bestes Mittel gegen solche Lügen: sich selbst mit dem islamischen Recht intensiv auseinandersetzen, wenn Zeit da (die Quellen selbst, nicht die bewussten Verdrehungen der Apologeten).
D.J.
Gast
@J. Murat,
Beispiele? Das Zeugnis einer Frau zählt nur halb so viel wie das Zeugnis eines Mannes vor Gericht. Das Zeugnis eines Nichtmuslims gegen einen Muslim wird vor Gericht nicht anerkannt. Nichtangehörige von Schriftreligionen und Atheisten haben kein Existenzrecht in einem konsequent von der Scharia regierten Staat. Der Mann kann sich jederzeit scheiden lassen, die Frau nur unter hohen Schwierigkeiten. Slaverei ist nach der Scharia eindeutig erlaubt, auch der Sex mit eigenen Sklavinnen (neben den 4 Ehefrauen, von Zustimmung der Sklavin ist dabei nirgendwo die Rede). Dies alles ist Konsens in allen vier sunnitischen Rechtsschulen. und Sie fragen, warum wir heute ein Problem mit dem islamischen Recht haben? Unfassbar.
J. Murat
Gast
Was habt Ihr eigentlich gegen die Sharia?
Sie ist gängige Rechtspraxis seit beinahe 1400 Jahren.
Dagegen ist das Grundgesetz mit dem lächerlichen Artikel 3 gerade mal 64 Jahre alt.
Banausen!
Djibril
Gast
@Manina
Ihr unqualifizierter Beitrag besagt, daß Sie entweder von der Schariah NULL Ahnung haben, oder die Tatsachen böswillig falsch darstellen.
Von der Morgengabe (Brautgeld) über das Scheidungsrecht bis zu Unterhaltsleistungen sind Frauen besser gestellt als in Deutschland.
Die Frage der Nationalität oder Rasse ist im Islam tatsächlich nachrangig, und das ist auch gut so!
Vor Gott sind alle Menschen gleich.
Wozu fordern sie ein Gutachten über die geistige Gesundheit von Mursi?
Es würde ihm doch sowieso nichts nützen!
Sogar der hochintelligente Ahmadinedschad wird in hiesigen Schlagzeilen frech als "der Irre von Teheran" beschimpft.
Abgesehen davon täte die Überprüfung des Geisteszustands so mach anderem Politiker auch ganz gut.
Größenwahn, Narzißmus, Aggressivität kommt nicht nur in Italien vor, sondern auch George W.Bush, Sarrazin, Netanyahu und andere erscheinen mir geistig unbeweglich.
Assange
Gast
Am Montag hatte die EU den Weg frei gemacht für eine Rückgabe des in Europa eingefrorenen Vermögens des Regimes von Ex-Präsident Mubarak.
Elmar Brok (CDU) drohte aber damit, das Geld einzubehalten, falls Musi an seinem Kurs festhält.
Daran sieht man doch schon, daß wieder mal eine rechtmäßige (demokratisch!) vom Volk gewählte Regierung manipuliert werden soll!
"Demokratisch" ist halt das was der CDU paßt, und nicht das was das ägyptische Volk gewählt hat.
Manina
Gast
Liberale Ägypter der Opposition zur MB lehnen diesen Entfassungsentwurf in allen Punkten ab. Keine Frauenrechte, keine Rechte für die Christen, für Nubier, nicht für die Künstler, nicht für die Kinder, keine bekannten Grenzen für Ägypten, Ägypten gehört zu Asien in dieser Verfassung, eine Menge über die exekutiven Rechte des Präsidenten, er darf eine andere Nationalität haben plus die ägyptische. Und es braucht kein Gutachten eines Arztes,dass er geistig ok ist.