Neue Veranstaltungen wegen Corona: Raus aus den Hinterzimmern

Da Treffen in geschlossenen Räumen derzeit nicht möglich sind, diskutiert das Berliner NoWar-Bündnis nun einfach bei einer Kundgebung auf der Straße.

Wegen Corona geschlossen

Wegen Corona hat vieles in Berlin-Kreuzberg noch geschlossen. Foto: dpa

BERLIN taz | Eine Polizeikette stand am Mittwochabend vor dem Eingang der linken Kreuzberger Kiezkneipe Meuterei in der Reichenberger Straße. Damit sollte verhindert werden, dass TeilnehmerInnen einer antimilitaristischen Kundgebung das Lokal betreten. Das Bündnis NoWar hatte von 19 bis 21 Uhr zu einem Offenen Treffen in Form einer Kundgebung vor der Meuterei aufgerufen.

Eigentlich trifft sich das antimilitaristische Bündnis dort jeden dritten Mittwoch im Monat und debattiert über ein vorher festgelegtes Thema. In den letzten zwei Monaten war wegen der Coronabeschränkungen kein Treffen möglich. Weil die Meuterei als Schanklokal noch nicht öffnen darf, hat NoWar das Mai-Treffen als angemeldete Kundgebung kurzerhand vor das Lokal verlegt.

„Schließlich gibt es genug Gründe, sich als AntimilitaristInnen zu treffen“, erklärt Thomas Siedler von NoWar. Das Wetter spielte mit. Auf die Abstandsregeln achteten die OrganisatorInnen nicht nur, weil es im Auflagenbescheid stand. Bei frühlingshaften Temperaturen lauschten circa 35 Interessierte verschiedenen Kurzreferaten. Ein Redner schilderte detailliert die Aufgaben der Bundeswehr im Pandemie­einsatz. Weitere Beiträge drehten sich um die geplante Anschaffung von Drohnen durch die Bundeswehr und die Gefahren von Grundrechteeinschränkungen in der Coronakrise.

Mehr Veranstaltungen auf der Straße

Anders als bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen hielten sich die Nachfragen aus dem Publikum in Grenzen. Trotzdem zog Thomas Siedler, der die Kundgebung angemeldet hat, gegenüber der taz ein insgesamt positives Fazit. „Es haben uns mehr Menschen zugehört, als wenn wir uns im Hinterraum der Meuterei getroffen hätten“, sagte er. „Doch ihre Aufmerksamkeitsspanne war geringer und die Fluktuation war dadurch höher.“

Am 17. Juni soll das nächste NoWar-Treffen stattfinden. Es kann sein, dass es erneut eine öffentliche Kundgebung wird. „Vielleicht müssen wir uns daran gewöhnen, dass unsere Veranstaltungen in Zukunft auf der Straße stattfinden werden“, meinte ein Mitglied des Meuterei-Kollektivs. Die Kneipe ist seit fast einem Jahr gekündigt, hat keinen Mietvertrag, aber zahlt weiterhin Miete. Da bringt der Coronashutdown besondere Probleme.

Für die kommenden Wochen planen weitere Gruppen der außerparlamentarischen Linken Open-Air-Veranstaltungen. Andere haben ihre Aktivitäten ins Internet verlegt. Doch ob digital oder open-air, die Mobilisierung hält sich im Vergleich zur Zeit vor Corona deutlich in Grenzen. Nicht wenige Linke wollen die Entwicklung der Pandemie abwarten, bevor sie wieder aktiv werden.

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