Neue Tarife in der Stahlbranche: "Ein faires Ergebnis"
Zeitarbeiter bekommen ab nächstem Jahr denselben Stundenlohn wie die Stammbelegschaft. Stahlarbeiter in NRW, Niedersachsen und Bremen bekommen 3,6 Prozent mehr Lohn.
BERLIN taz/rtr | Mit einem vergleichsweise hohen Tarifabschluss und einer Einigung zur Leiharbeit endete der Tarifkonflikt in der Stahlbranche. Die 85.000 Beschäftigten in der Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen bekommen ab Oktober 3,6 Prozent mehr Gehalt. Außerdem einigten sich die Tarifparteien am Donnerstag in Düsseldorf darauf, dass Zeitarbeiter ab dem nächsten Jahr den gleichen Stundenlohn bekommen wie die Stammbelegschaft in dem entleihenden Unternehmen. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 14 Monaten.
"Dieses Ergebnis ist fair und gerecht", sagte der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber. Die Einigung zur Leiharbeit sei eine "wichtige Orientierungsmarke". Auszubildende bekommen laut Abschluss 40 Euro mehr im Monat. Im September erhalten die Beschäftigten in der Stahlindustrie eine Einmalzahlung von 150 Euro.
Der gleiche Stundenlohn bedeutet allerdings nicht, dass die Zeitarbeitnehmer der Stammbelegschaft völlig gleichgestellt sind. In den Unternehmen, in denen jetzt schon eine gleichwertige Bezahlung gilt, bekommen die Leiharbeitnehmer keine übertariflichen Zuschläge, auch Urlaub und Krankheit werden vom entleihenden Unternehmen nicht bezahlt.
Schon jetzt würden viele der 3.000 Leiharbeiter in der Branche den gleichen Lohn erhalten, sagte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Helmut Koch. Der Tarifvertrag regele "eine bislang schon auf betrieblicher Ebene geübte Praxis".
In der Stahlbranche machen die Lohnkosten nur einen geringen Teil der Produktionskosten aus, der größte Brocken seien die Rohstoffkosten, sagte der nordrhein-westfälische IG-Metall-Chef Oliver Burkhard. Er bezeichnete den Abschluss als "erste Tarifrunde in der Nachkrisenzeit".
Während in der Stahlbranche nur drei Prozent der Beschäftigten Leiharbeiter sind, liegt der Anteil der Zeitarbeit bei den Metall- und Elektrounternehmen bei über sechs Prozent. Die Arbeitgeber dort sehen die Einigung kritisch und wollen sie ungeschmälert nicht für ihren Bereich übertragen.
"In der Metall- und Elektroindustrie würde eine undifferenzierte Übernahme dieser Regelungen zur Zeitarbeit mit Sicherheit zu deutlichen Verlusten von Arbeitsplätzen für einfache Tätigkeiten führen", sagte der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Nico Fickinger.
Die Vertreter der Zeitarbeitsverbände zweifeln zudem an der Rechtmäßigkeit des Beschlusses zur Gleichbezahlung. "Der Tarifabschluss ist ein Vertrag zu Lasten Dritter, der für die Zeitarbeitsbranche nicht akzeptabel ist", sagte der Vizepräsident des Branchenverbandes BZA, Thomas Bäumer. Er berief sich auf den geltenden Branchentarifvertrag, der von der DGB-Tarifgemeinschaft Zeitarbeit unter anderem auch mit der BZA abgeschlossen wurde. Dieser sieht für Leiharbeiter deutlich niedrigere Löhne vor, als sie mit einer Angleichung an den Stahltarif bekommen würden.
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