Neue Studie zum Klimaschutz: Europa könnte weniger heizen

Eine neue Studie zeigt: Allein der Ausbau der erneuerbaren Energien kann die EU-Reduktionsziele für Treibhausgase garantieren. Demnach wäre viel mehr möglich.

Klima-Banner, fotografiert in der Nacht zum 19.12.2009 am Rande der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen. Bild: dpa

20-20-20 – so hat die Europäische Union ihre Klimastrategie überschrieben: Um bis zum Jahr 2020 die Treibhausgase 20 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken, sollen 20 Prozent Energie gespart und 20 Prozent aus regenerativen Quellen gewonnen werden. In Berlin hat der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) am Mittwoch eine Studie vorgestellt, die zeigt, wie wenig ambitioniert dieses Szenario ist. "20 Prozent Emissionsminderung – das schaffen die Erneuerbaren ganz alleine", sagt Rainer Hinrichs-Rahlwes, Vorstandsmitglied des BEE.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass im Jahr 2020 bei einem fortgeschriebenem Ausbau der Erneuerbaren 3.500 Terrawattstunden Energie aus regenerativen Quellen erzeugt werden – 23,2 Prozent des prognostizierten Bruttoenergieverbrauchs aller Mitgliedstaaten. Im Einzelnen würden in der Stromwirtschaft durch eine Substitution fossiler durch regenerative Kraftwerke 797 Million Tonnen Kohlendioxid eingespart, durch regenerativ erzeugte Wärme 186 Millionen Tonnen. Biogene Kraftstoffe trügen 120 Millionen Tonnen zur Kohlendioxidreduktion bei. Aufsummiert ergibt dies eine Reduktion von 1,103 Milliarden Tonnen Treibhausgas. Das 20-Prozent-Ziel der EU ist bei 1,07 Milliarden Tonnen Reduktion erreicht.

Hinrichs-Rahlwes schlussfolgert: "Die EU muss ihre Reduktionsverpflichtungen bei der Klimakonferenz in Cancún auf 30 Prozent erhöhen". Ohne ein europäisches Vorpreschen sei kein Verhandlungsfortschritt zu erreichen, und auch 30 Prozent Reduktion seien relativ einfach zu schaffen. "Bei diesem Minderungsziel würden die Erneuerbaren immer noch 68 Prozent der Emissionsminderung übernehmen", so Hinrichs-Rahlwes.

"Wir sind in unseren Annahmen davon ausgegangen, dass der Zubau die gleiche Dynamik wie derzeit erlebt", so Studien-Autor Norbert Kortlüke. Das allerdings ist der Haken an der Arbeit: Spanien etwa kann wegen fehlender Leitungskapazität gerade einmal 3 Prozent seines produzierten Stroms exportieren. Bereits heute müssen spanische Solar- oder Windkraftwerke vom Netz getrennt werden, weil es für ihren Strom keine Abnehmer gibt. Um solche Barrieren zu beseitigen, hatte EU-Energiekommissar Günther Oettinger jüngst 1.000 Milliarden Euro für den Netzausbau gefordert. Allerdings ist Energiepolitik Sache der Mitgliedstaaten.

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