Neue Stiftung für Berliner Forschung: Super-Uni wird superbürokratisch

Die Pläne für eine Spitzen-Uni in Berlin sind geschrumpft. Übrig bleibt ein Gremium, das vor allem Geld verteilen soll.

Klasse oder Masse? Bild: dpa

BERLIN taz Erfolgsmeldungen klingen anders: Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) vermeldete am Montag eine "Vereinbarung zur Gründung einer Berliner Stiftung zur Förderung der Spitzenforschung". Damit präsentierte der Senator die Reste seiner vor einem Jahr erdachten Pläne zur Errichtung eines internationalen Spitzenprojekts in der Hauptstadt, das auf massive Kritik an den Universitäten gestoßen war.

Statt einer international vernetzten "Super-Uni" mit eigenem Promotionsrecht wird es nur ein übergeordnetes Gremium geben, das über die Verteilung von Spitzenforschungsgeldern entscheidet. Laut Zöllner solle die Stiftung auch dazu dienen, zusätzliche private Mittel einzuwerben. Mit der laut Zöllner "weltweit einmaligen Einrichtung" schaffe man ein Instrument, um Berlin zu einem der wichtigsten Forschungsstandorte der Welt zu machen.

Insgesamt 160 Millionen Euro sollen von 2008 bis 2011 aus dem Berliner Landeshaushalt in die Stiftung fließen. Das Geld war ohnehin für die Spitzenforschung eingestellt - das Gremium soll dessen Verteilung auf zukunftsträchtige Forschungsbereiche und Projekte regeln. In der Organisation sollen die Präsidenten der vier Universitäten Humboldt-Universität (HU), Freie Universität (FU), Technische Universität (TU) und Universität der Künste (UdK) sowie Vertreter der außeruniversitären Forschungsgemeinschaften Max-Planck-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft und der Fraunhofer Gesellschaft sitzen. Ein externes Kuratorium aus bundesdeutschen Wissenschaftlern soll dem Gremium beratend zur Seite stehen. Den Unis wird ein Stimmrecht von 50 Prozent eingeräumt, die andere Hälfte den Forschungsgemeinschaften.

Die neue Struktur, für die nun eine Satzung ausgearbeitet wird, soll Anfang 2008 arbeitsfähig sein. Wie kompliziert Entscheidungsprozesse in dem neuen Gremium werden könnten, darauf gab FU-Präsident Dieter Lenzen bei der Vorstellung des Projekts einen Vorgeschmack. Die Universitäten nähmen den "Politikwechsel" zur Kenntnis, der zur Gründung der Stiftung geführt habe. Man akzeptiere, dass die Spitzenforschungsmittel nicht mehr wie bisher direkt in die Uni-Haushalte einflössen, sondern "strukturierend von dritter Stelle" verteilt würden. Man werde aber weiterhin auf größtmöglicher Autonomie bestehen. Die Arbeit der neuen Stiftung wird nicht einfach werden: Die Unis dürften ausgiebig von ihrem Vetorecht Gebrauch machen. Andererseits ist ihre Stimme nur noch im Verbund stark - die bisher konkurrierenden Unis FU und HU werden so gezwungen, konstruktiver zu arbeiten.

Die außeruniversitären Forschungseinrichtungen zumindest freuen sich auf eine neue zentrale Anlaufstelle für künftige Kooperationen. Ernst Theodor Rietschel, Leiter der Leibniz-Gesellschaft, sprach von einer einmaligen Chance, neue Akzente in der Berliner Forschungslandschaft zu setzen. Dazu gehöre vor allem die Weiterförderung von im bundesweiten Exzellenzwettbewerb unterlegenen Forschungsprojekten.

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