piwik no script img

Neue Plagiatsvorwürfe gegen FDP-PolitikerFalsch zitiert

VroniPlag hat wieder zugeschlagen: Mit Jorgo Chatzimarkakis trifft es wieder einen Europaabgeordneten der FDP, der in seiner Doktorarbeit nicht alle Quellen angegeben haben soll.

Jorgo Chatzimarkakis hat selbst die Uni Bonn informiert. Bild: dpa

BERLIN dpa | Nach Karl-Theodor zu Guttenberg und Silvana Koch-Mehrin sieht sich auch der FDP-Europaabgeordnete Jorgo Chatzimarkakis mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Nach einer Untersuchung der Internet-Plattform "VroniPlag Wiki" enthält mindestens ein Fünftel der Seiten von Chatzimarkakis' Doktorarbeit abgeschriebene Stellen.

Bisher hätten sich auf fast 22 Prozent der Seiten Plagiate gefunden, sagten nicht genannte Experten der Plattform Focus Online am Sonntag. Chatzimarkakis sei inzwischen von "VroniPlag" informiert worden.

Der FDP-Europaabgeordnete erklärte auf seiner Homepage, die jüngsten Debatten über die Doktorarbeiten deutscher Politiker hätten auch ihn "sensibilisiert". Nach aktueller Prüfung habe er bei seiner Dissertation verschiedene "Zitierweisen" verwendet, was "Raum für Spekulationen" schaffe. Er habe deshalb die Universität Bonn und seine damaligen Professoren auf sein Vorgehen "explizit hingewiesen".

Die Doktorarbeit von Chatzimarkakis mit dem Titel "Informationeller Globalismus. Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des elektronischen Geschäftsverkehrs" war im Jahr 2000 von der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn anerkannt worden. Der 45-jährige Politiker sitzt seit 2004 im Europaparlament.

Erst vor wenigen Tagen hatte die FDP-Europapolitikerin Silvana Koch-Mehrin wegen einer Plagiatsaffäre ihre Posten als Vorsitzende der FDP im Europaparlament und Vizepräsidentin des Europaparlaments niedergelegt. Vor zwei Monaten war Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zurückgetreten, weil er große Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben hatte.

Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Frank-Walter Steinmeier, sieht durch die Plagiatsaffären um Guttenberg und Koch-Mehrin die Glaubwürdigkeit der Politik beschädigt. "Da gibt's einige wenige, die sich auf krummen Wegen akademische Ehren beschaffen und hinterlassen den Eindruck, ein solches Verhalten sei unter Politikern üblich", sagte er der "Bild am Sonntag". "Genau darüber kann ich mich granatenmäßig ärgern."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • E
    elbröwer

    Wichtig, er ist mit sich im reinen. So sind sie die Griechen. Innerlich hat er schon Fußnoten gesetzt aber die Systeme haben ihn verwirrt. Also da gibt es mehrere und wie man wann welche anwenden darf, soll oder muß erklärt einen an dieser Scheißuni doch niemand wenn man zu der Zeit, wo sie das erklärt hat, nicht da war.

  • KH
    klaus herzberg

    Wer als Schreiber einer Doktorarbeit ein Zitat nicht klar und erkennbar auszuweisen, der ist auch eines Doktortitels unwürdig.

    Hier gilt wie im Schulunterricht: Wer erwischt wird hat die Folgen zu tragen, Ausreden gelten nicht!

  • P
    PerditaDolorosa

    Diese Plagianten glauben scheinbar daß jeder so beschränkt ist, wie sie selbst. Die Ausreden von Chatzimarkakis und Guttenberg lassen zumindest darauf schließen. Es gibt bestimmt noch viele Fälle. Wir sollten die Suche auf die Bachelor- und Magisterarbeiten all dieser jungen Karrierepolitiker (v.a. auffindbar bei den Grünen aber auch SPD, CDU etc.) ausweiten. Vielleicht könnte man so die Welle der prinzipienlosen Karriereschleimer die in die deutsche Politik streben aufhalten.

  • Q
    Querdenker

    F D P the Fake Doctor Pool

  • R
    rheinelbe

    Neue AUSREDE

     

    Verschiedene Zitierweisen also - ein netter Ausredeversuch. Die Zitierweisen haben rein gar nichts mit dem Kopieren (Abschreiben) zu tun.

    Die Zitierweise in einer Arbeit muss eindeutig und einheitlich sein. Wenn nötig, kann und muss sie innerhalb der Arbeit z.B. im Anhang schlüssig erläutert werden. Im Zweifelsfall kann nach Rücksprache mit dem Doktorvater eine erprobte und bekannte Zitierweise benutzt werden - alles kein Problem! Einschlägige Bücher über die Technik wissenschaftlichen Arbeitens gibt es viele.

     

    Man freut sich über jeden, der jetzt gepackt wird!

    Halali und viel Erfolg.

    So manche selbsternannten Leistungsträger haben nun einige Schlafprobleme.

    Ja, ja, der falsche Ehrgeiz ...

     

    ...........

  • S
    Suppe

    Wenn ihr schon eine "Internetplattform" und den Onlineablegers einer Publikumszeitschrift zitiert, könnte da [auf die Gefahr hin, dass die Leser nicht mehr soviel klicken] nicht ein Link gesetzt werden?

     

    Vielen Dank