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Neue Mordwelle in Algerien

■ Jüngstes Opfer ist ein Journalist /„Bewegung für die Republik“ ruft zur Milizen-Bildung gegen Islamisten auf

Algier/Berlin (AFP/taz) – Die seit Beginn der Woche fortlaufende, neue Serie von Morden an Intellektuellen und Künstlern Algeriens hat gestern ein neues Opfer gefordert. Der 35jährige Journalist und Mitarbeiter der Regionalzeitung al-Djumhurriya, Djamal Ziatar, wurde auf dem Friedhof der Stadt Gdyel, 20 Kilometer von Oran erschossen, als er das Grab seiner Mutter besuchte. In Oran ist erst zwei Tage zuvor der Rai-Sänger Rachid, der mit seinem Bruder das bekannte Duo „Rachid und Sethi“ bildete, auf offener Straße erschossen worden.

Ziel der mutmaßlich islamistischen Attentäter waren vor Ziatar und Rachid allein diese Woche die Vorsitzende der Frauenrechtsorganisation „Tigri-net-nettouth“, Nabila Diahnine, der Direktor des algerischen Staatstheaters, Azeddine Medjoubi, und der Vorsitzende des nationalen Komitees der Generalunion der freien Studenten, Abdelhafid Said. Auch zwei Lehrer und ein Beamter des algerischen Außenministeriums starben vermutlich durch die Hand militanter Islamisten, die erst kürzlich angekündigt hatten, sie würden im Fastenmonat Ramadan ihre Aktivitäten verstärken.

In den Schulen Algeriens wurde am Donnerstag aus Protest gegen die Gewalt eine Stunde die Arbeit eingestellt. Die „Bewegung für die Republik“ (MPR) rief unterdessen ihre Anhänger auf, Milizen zur Verteidigung gegen die Islamisten zu bilden. Diese sollen im ganzen Land in Wohnvierteln und am Arbeitsplatz aufgestellt werden. An ihnen könnten sich neben den Anhängern der MPR „alle republikanischen Patrioten“ beteiligen, hieß es in einer MPR-Erklärung. Die MPR ist ein Zusammenschluß mehrerer politischer Organisationen Algeriens. Ihr Vorsitzender ist der Generalsekretär der Berber- Sammelbewegung für Kultur und Demokratie (RCD), Said Saadi. Die RCD hatte schon in den Berberdörfern der Kabylei mit der Bildung von Milizen begonnen. Die bewaffneten Verbände sollen einer Erklärung zufolge den Angriffen der Islamisten entgegentreten, „die unser Leben und das unserer Familienangehörigen gefährden“. Da der Staat seine Bürger nicht mehr schützen könne, müßten sich diese selbst verteidigen. Den Führern der Sozialistischen Front (FFS) und Front der Nationalen Befreiung (FLN) warf die MPR vor, durch ihr Schweigen das „Programm des Völkermords“ der Islamisten zu unterstützen.

Die Zeitung El Chabar meldete unterdessen, daß der am Montag entführte Führer der oppositionellen „Bewegung der Islamischen Wiedergeburt“, Belkacem Fettah, entgegen ersten Berichten des Blattes nicht getötet worden, sondern am Dienstag unversehrt freigelassen worden sei. kim

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