Neue Hinrichtungen in Pakistan: Neun Verurteilte gehängt
Erneut sind in Pakistan mehrere Menschen hingerichtet worden. Zuvor war bis zu einem verheerenden Angriff der Taliban die Todesstrafe über Jahre ausgesetzt.
ISLAMABAD dpa | Nach dem Ende des Moratoriums auf die Todesstrafe setzt die südasiatische Atommacht Pakistan ihre Massenhinrichtungen fort. Am Mittwoch seien neun verurteilte Mörder in verschiedenen Gefängnissen in der ostpakistanischen Provinz Punjab gehängt worden, sagte Punjabs Innenminister Shuja Khanzada. Bereits am Dienstag waren zwölf verurteilte Mörder hingerichtet worden.
Nach Angaben des Innenministeriums sind weitere Hinrichtungen geplant, darunter für Donnerstag die eines 24-Jährigen namens Shafqat Hussain. Hussain war zum Zeitpunkt seiner Verurteilung wegen Mordes an einem Kind erst 14 Jahre alt. Innenminister Nisar Ali Khan hatte am Dienstag betont, ungeachtet der Kritik von Menschenrechtsgruppen und der oppositionellen Volkspartei PPP werde Hussain gehängt werden.
Amnesty International äußerte „ernste Zweifel“ daran, dass Hussain einen fairen Prozess bekommen habe. „Internationales Recht verbietet eindeutig die Vollstreckung der Todesstrafe an Menschen, die unter 18 Jahre alt waren, als die Straftat verübt wurde“, teilte die Menschenrechtsorganisation mit.
Das Moratorium auf die Todesstrafe war in Pakistan sechs Jahre in Kraft. Premierminister Nawaz Sharif hatte es nach einem Taliban-Angriff auf eine Schule im Dezember aufgehoben. Bei dem Angriff in Peshawar waren mehr als 160 Menschen ums Leben gekommen, die meisten davon Kinder. Vergangene Woche hob die Regierung das Moratorium auf die Todesstrafe dann generell auf und begann mit der Hinrichtung nicht nur von Terroristen, sondern auch von Mördern.
Seit Dezember wurden nach Zählung von Amnesty International 48 Menschen in Pakistan gehängt. Bereits unter den bislang Hingerichteten war nach Angaben der Menschenrechtsorganisation ein Mann, der erst 16 Jahre alt, als er zum Tode verurteilt wurde.
Nach Angaben des Justizministeriums sitzen in Pakistan etwa 8000 zum Tode verurteilte Häftlinge in Gefängnissen. Etwa ein Viertel davon hat bereits alle juristischen Möglichkeiten ausgeschöpft, gegen das eigene Todesurteil vorzugehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!