Neue Finanzchefin bei der Lufthansa: Über den Wolken stimmt die Quote
Simone Menne kümmert sich in Zukunft um die Finanzen der größten europäischen Fluggesellschaft. Die 51-Jährige ist seit 1989 bei der Lufthansa und gilt als erfahrene Managerin.
FRANKFURT/MAIN dpa | Die Lufthansa legt ihre Finanzen in die Hände einer Frau. Simone Menne, die derzeit die Kasse des inzwischen verkauften Verlustbringers British Midland (BMI) führt, tritt zum 1. Juli im Konzernvorstand die Nachfolge von Finanzchef Stephan Gemkow an, wie Europas größte Fluggesellschaft am Montagabend nach einer Aufsichtsratssitzung in Frankfurt mitteilte.
Der Vertrag der 51-Jährigen soll drei Jahre lang laufen. Ihr Vorgänger Gemkow (52) verlässt die Lufthansa Ende Juni, um als Nachfolger von Jürgen Kluge noch im Sommer neuer Chef des Metro-Mutterkonzerns Haniel zu werden. „Mit Simone Menne berufen wir eine erfahrene Lufthansa-Managerin in den Vorstand, die sich im Konzern und unserer Industrie bestens auskennt“, sagte Lufthansa-Aufsichtsratschef Jürgen Weber.
Menne arbeitet seit 1989 für den Konzern. Sie startete in der Revision, und arbeitete sich über Leitungspositionen in der EDV und dem Finanz- und Rechnungswesen nach oben. Nachdem die Lufthansa 2009 die Mehrheit an der britischen Fluglinie BMI gekauft hatte, rückte sie 2010 als Finanzchefin in das Management der Gesellschaft auf.
Allerdings kam BMI auch unter ihrer Führung nicht in die schwarzen Zahlen. Seit Mitte April gehört die Fluggesellschaft zum Mutterkonzern von British Airways, der International Airlines Group (IAG). Die Lufthansa musste bei dem Verkauf noch Geld drauflegen. Im Zuge der Integration bei IAG sollen mehr als 1000 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren.
Lufthansa-Chef Christoph Franz hat das umstrittene Sparprogramm Score verteidigt, das allein im Verwaltungsbereich zum Abbau von 3.500 Stellen führen soll. Der Manager sagte am Dienstag auf der Hauptversammlung der größten deutschen Fluggesellschaft in Köln, er wisse wie viel Unruhe die Ankündigung des Stellenabbaus im Unternehmen verursacht habe. Doch gehe es um die Zukunft der Lufthansa.
Die mit Score angestrebte nachhaltige Ergebnissteigerung von mindestens 1,5 Milliarden Euro bis Ende 2014 sei notwendig, um sich auf Dauer im harten Wettbewerb gegen Billigflieger und gegen die staatlich geschützten Fluggesellschaften vom Golf zu behaupten. Gleichzeitig verlangte der Manager „mehr Standortpflege“ für den Luftverkehr in Deutschland. Die Luftverkehrssteuer müsse wieder abgeschafft werden. (dapd)
Operativer Verlust von 381 Millionen
Bei der Lufthansa warten auf die neue Finanzchefin große Herausforderungen. Um gegen die Billigflieger in Europa und staatlich unterstützte Fluggesellschaften aus den Nahen Osten auf der Langstrecke bestehen zu können, hat Vorstandschef Christoph Franz hat das Sparprogramm „Score“ aufgelegt.
Dieses soll mittels Einsparungen und Mehrerlösen den operativen Gewinn bis zum Jahr 2015 um 1,5 Milliarden Euro steigern. Im ersten Quartal war die Lufthansa wegen der hohen Kerosinpreise tief in die roten Zahlen gestürzt. Trotz Rekord-Passagierzahlen und Spitzenumsatz war der operative Verlust mit 381 Millionen Euro mehr als doppelt so hoch ausgefallen als ein Jahr zuvor.
An diesem Dienstag steht der Lufthansa-Vorstand den Aktionären des Konzerns Rede und Antwort. Bei der Hauptversammlung in Köln sollen die Anteilseigner einer Dividende von 25 Cent je Aktie zustimmen, obwohl die Lufthansa 2011 unter dem Strich einen Verlust von 13 Millionen Euro hatte verkraften müssen. Von den Gewerkschaften regt sich dagegen Protest.
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