Neue Energielabel für Elektrogeräte: Keine A-Note
Bald ist Schluss mit Plus und Doppelplus, wenn es um den Energieverbrauch geht. Neue Label sollen für mehr Durchblick sorgen. Funktioniert das?
Allerdings ist das Durcheinander damit noch nicht beendet. Zwar soll die neue Verordnung schon ab Sommer greifen. Doch es dürfte noch bis Ende 2019 dauern, bis die gängigsten Haushaltgeräte mit dem neuen Label ausgestattet sind.
Nach Angaben von EU-Energiekommissar Miguel Arias Canete könnten sogar zehn Jahre vergehen, bis die Reform komplett umgesetzt ist. Denn für Staubsauger und Heizungen sind längere Übergangsfristen geplant.
Nur noch Superplus-Waschmaschinen
Die Novelle war nötig geworden, weil sich viele Verbraucher mit den wohlklingenden A-Noten nicht zurechtfanden – und weil die Hersteller damit willkürlich umgegangen sind. So gab es zuletzt keine Waschmaschine mehr auf dem deutschen Markt, die schlechter als A+ eingestuft wurde. Viele Verbraucher glaubten jedoch, dass A+ die beste Bewertung sei – dabei ist dies A+++.
Künftig soll die Energieeffizienz leicht verständlich signalisiert werden. Die sparsamsten Geräte erhalten wieder ein einfaches A, die größten Stromfresser ein G. Allerdings dürfte es zunächst kaum A-Noten geben, denn was heute noch unter A+++ firmiert, wird künftig bestenfalls mit B oder C bewertet. Die A-Note soll frei bleiben, um Platz für neue, stromsparende Geräte zu lassen.
Doch was passiert, wenn in ein paar Jahren wieder alle modernen Geräte die A-Note bekommen? Diesen Fall, der zur Einführung der A+ und A+++ Labels führte, wollen die EU-Gesetzgeber künftig durch einen Trick verhindern. Sobald mehr als 30 Prozent der Geräte der A-Klasse angehören, soll es eine automatische Neueinstufung aller Elektroprodukte geben. Neue Verwirrung ist programmiert.
Immerhin: Die Kontrolle wird verbessert
Dennoch loben die Europaabgeordneten die Reform. „Das neue Energielabel kann Verbrauchern die Kaufentscheidung für energieeffiziente Produkte wieder erleichtern und beim Strom und Geld sparen helfen“, sagte Martina Werner von den Sozialdemokraten. Die Reform führe zu mehr Verbraucherschutz und einer besserer Markt-Überwachung.
Dafür wird sogar eine neue Datenbank eingeführt. Sie soll aus einer öffentlich zugänglichen Informationsseite für Verbraucher sowie einer geschützten Plattform mit technischen Daten für nationale Überwachungsbehörden bestehen.
Kritik kommt von den Grünen. Es sei bedauerlich, dass die Mehrheit im Parlament dem Druck der Industrielobby nachgegeben habe, sagte Claude Turmes, energiepolitischer Sprecher seiner Fraktion. Deshalb werde es zahlreiche Ausnahmen und unverhältnismäßig lange Übergangsfristen für Boiler sowie Gas- und Ölheizungen geben.
„Dass die neuen Regeln nicht für alle Geräte gleichzeitig gelten, wird zu Verwirrung führen und widerspricht jeder Logik beim Klimaschutz“, kritisiert der Luxemburger. Das klingt nach einer B-Note – dennoch gab es im Parlament eine überwältigende Mehrheit für die Rückkehr zu A.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Verfassungsrechtler für AfD-Verbot
„Den Staat vor Unterminierung schützen“
Koalitionsvertrag in Brandenburg steht
Denkbar knappste Mehrheit