Neue Doppelspitze bei Stuttgart 21: Drexlers Nachfolger
Eine Woche nachdem sich Wolfgang Drexler aus dem umstrittenen Bahnprojekt Stuttgart 21 verabschiedet hat, wird die Last des Sprecherpostens nun auf vier Schultern verteilt.
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STUTTGART dapd | Eine Doppelspitze wird künftig das Bahnprojekt "Stuttgart 21" in der Öffentlichkeit vertreten. Der ehemalige Stuttgarter Regierungspräsident Udo Andriof (CDU) und der Unternehmensberater Wolfgang Dietrich werden Nachfolger des SPD-Politikers Wolfgang Drexler als Sprecher für "Stuttgart 21" und die ICE-Neubaustrecke nach Ulm.
Dies gaben Ministerpräsident Stefan Mappus, Landesverkehrsministerin Tanja Gönner (beide CDU), Bahnchef Rüdiger Grube und Regionalpräsident Thomas Bopp am Freitag in Stuttgart bekannt. Zudem wird das Kommunikationsbüro künftig von der Kommunikationsagentur CNC unterstützt.
Mappus betonte, dass mit dem 62-jährigen Dietrich und dem 68-jährigen Andriof die "beste und überzeugendste Wahl" getroffen worden sei. Andriof sei bereits als Regierungspräsident mit "Stuttgart 21" befasst gewesen und habe daher gute Kenntnisse über die Materie und sei auch juristisch versiert. Auch sei er bereits in der Vergangenheit mit Infrastruktur- und Großprojekten befasst gewesen.
Grube bezeichnete Andriof und Dietrich als "zwei gute Botschafter", die aus der Region kämen, mit dem Projekt bestens vertraut seien, die Anliegen der Menschen bestens kennten und die alle Voraussetzungen mitbrächten, um das Projekt glaubwürdig und mit Überzeugung zu präsentieren. Die Kommunikationsagentur CNC übernahm in der Vergangenheit beispielsweise die Öffentlichkeitsarbeit für Großprojekte wie die Bauarbeiten am Potsdamer Platz in Berlin.
Andriof unterstrich, dass er sein Amt, dass er ehrenamtlich erfüllt, als Dienstleister verstehe, der Gegner, Befürworter und unentschiedene Bürger informieren wolle. "Ich freue mich auf die neue Aufgabe. Ich weiß, dass sie ausgesprochen schwierig ist", räumte er ein. Er und Dietrich sollen den Angaben zufolge gleichberechtigt arbeiten, Dietrich als Unternehmer soll schwerpunktmäßig Wirtschaftsunternehmen ansprechen. Beide stellten sich am Freitag dezidiert hinter "Stuttgart 21".
Drexler war Ende vergangener Woche von seinem Sprecheramt zurückgetreten, nachdem sich seine Partei auf Bundes- und Landesebene für einen Baustopp am Stuttgarter Hauptbahnhof und für einen Volksentscheid ausgesprochen hatte. Wie kurzfristig die neue Lösung zustande kam, zeigt die Tatsache, dass Andriof erst am Donnerstag zusagte. Dietrich war bereits am Freitag vergangener Woche von Bahnchef Grube angesprochen worden.
Bei "Stuttgart 21" wird der Stuttgarter Hauptbahnhof vom Kopf- zum unterirdischen Durchgangsbahnhof umgestaltet. Seit Wochen gibt es massive Proteste gegen das Milliardenprojekt.
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