: Neue Demos für Gamsachurdia
Tiflis (ap) — Trotz des in der georgischen Hauptstadt Tiflis verhängten Kundgebungsverbots haben auch gestern wieder rund 1.000 Menschen für den geflohenen Präsidenten Swiad Gamsachurdia demonstriert. Diesmal ging jedoch die Kundgebung in der Nähe des Hauptbahnhofs nach etwa 45 Minuten friedlich zu Ende. Am Vortag hatten bewaffnete Anhänger des neuen Militärrats bei einer Demonstration für den Gestürzten in die Menge geschossen. Dabei wurden zwei Demonstranten verletzt.
Die Verantwortung für die Ausschreitung hatte später ein führendes Mitglied des Militärrats, Dschaba Ioseliani, übernommen. Ioseliani sagte, er habe befohlen, die Demonstration aufzulösen, und dasselbe werde, wenn nötig, „auch morgen und übermorgen“ geschehen. „Wir haben den Ausnahmezustand verhängt und ein Minimum an Forderungen gestellt: keine Kundgebungen oder Demonstrationen“, rechtfertigte Ioseliani das Vorgehen des Militärs. Die bewaffneten Männer hätten allerdings zunächst Platzpatronen benutzt und erst dann zu scharfer Munition gegriffen, als ihnen diese ausgegangen seien. Außerdem bestritt Ioseliani, daß es bei der Schießerei Verletzte gegeben habe.
Inzwischen hat der frühere sowjetische Außenminister und georgische KP-Chef Eduard Schewardnadse Kontakt zu der neuen Führung in Tiflis aufgenommen. Er habe ein Telefongespräch geführt, bei dem über die Lage in Georgien gesprochen wurde, sagte ein Mitglied des Militärrates. Die neuen Machthaber haben Schewardnadse am Montag bereits eingeladen, nach Tiflis zu kommen, um sich an der neuen Regierung zu beteiligen.
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