: Neue Angriffe im Kosovo
■ Die Nato gibt Milosevic mehr Zeit zur Erfüllung ihrer Forderungen und beginnt mit der Luftüberwachung. Erste Auswertung: USA bestätigten teilweisen Truppenrückzug der Serben
Prishtina/Belgrad (AP) – Mehrere Angriffe im Kosovo haben am Wochenende die Umsetzung des Nato-Plans für die Region belastet. Drei serbische Polizisten wurden am Samstag bei einem Granatenangriff auf ein Haus in dem 30 Kilometer südwestlich von Prishtina gelegenen Ort Orlate getötet. Verantwortlich für den Angriff soll die Kosovo-Befreiungsarmee (UCK) gewesen sein. Zwei weitere Polizisten wurden verwundet. Der serbische Regierungschef im Kosovo, Veljko Odalović, warf der UCK gestern vor, mit allen Mitteln zu versuchen, das Abkommen für eine friedliche Lösung im Kosovo zu Fall zu bringen. Die Kosovo-Albaner machten ihrerseits serbische Truppen für mehrere Übergriffe verantwortlich. In Vranjevac habe die Polizei das Feuer auf mehrere Häuser und ein Auto eröffnet, hieß es.
Der amerikanische Diplomat William Walker wurde unterdessen zum Leiter der Beobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) im Kosovo ernannt. Walker war zuletzt als Sondergesandter von UN-Generalsekretär Kofi Annan in Ostslawonien in Kroatien tätig. Die acht Mitglieder der Vorausabteilung der OSZE-Mission, die am Samstag abend in Prishtina eintrafen, sollen die Entsendung von rund 2.000 Beobachtern vorbereiten und geeignete Stützpunkte und Unterkünfte finden.
In Washington sagte ein Regierungssprecher, die Auswertung des ersten Aufklärungsflugs habe ergeben, daß der jugoslawische Präsident Slobodan Milošević bei mindestens zwei von sieben Einheiten, deren Abzug die Nato gefordert habe, mit dem Rückzug begonnen habe. Der Oberkommandierende der Nato in Europa, General Wesley Clark, hatte Milošević am Donnerstag eine Liste mit entsprechenden Forderungen überreicht. Ein Team des Fernsehnachrichtendienstes APTV hatte schon am Freitag abend im Kosovo eine große Militärkolonne beobachtet, die in Richtung Serbien fuhr. Der Konvoi bestand aus 144 Militärfahrzeugen, darunter etlichen Panzern sowie Artillerie- und Raketenabschußwagen. Die Nato verlängerte am Freitag abend ihre Frist für die Umsetzung des Abkommens um zehn Tage. Milošević hat nun bis zum 27. Oktober Zeit, den Forderungen nachzukommen. Bei Nichterfüllung muß er mit Luftangriffen der Nato auf Militärstellungen rechnen.
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