Neubaupläne der Gewoba: Neue Heimat Übersee

Neben dem Waller Wied will die Gewoba 100 Wohnungen bauen. Eine Anwohner-Initiative sorgt sich um ihr historisches „Heimatviertel“.

Straße mit zweigeschossigen Häusern im Waller Heimatviertel.

Liegt wie eine Insel im Industriegebiet: Das Waller Heimatviertel Foto: Ann-Kathrin Just

BREMEN taz | Das Waller Heimatviertel ist eine Insel. Inmitten von Industrie, Hafen, Speichern und den Ausläufern der neuen Überseestadt gelegen, eingezwängt zwischen Nord- und Hafenstraße, behauptet es sich seit seiner Entstehung im Jahr 1889. Doch nun fühlen sich die Insulaner bedroht: wegen Neubauplänen der Gewoba. Die will in direkter Nachbarschaft des Heimatviertels mehrstöckige Wohnhäuser bauen. Eine Bürger-Initiative protestiert.

Die Siedlung war einst gebaut worden, um der herrschenden Wohnungsnot zu begegnen und Wohnraum für die in Hafen und anliegender Industrie beschäftigten ArbeiterInnen zu schaffen. Wohnungsnot, wenn auch längst nicht so existenziell, herrscht auch heute wieder. Vor allem Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen haben zunehmend Schwierigkeiten, passenden und gleichzeitig bezahlbaren Wohnraum zu finden. Zudem ist in der Innenstadt der Platz für neue Bauvorhaben rar.

Die Anwohner-Inititative aus dem Heimatviertel wehrte sich gegen die ursprünglichen Pläne von Stadt und Gewoba, dort achtstöckige Gebäude zu bauen, die das kleine Viertel mit seinen zweigeschossigen Häuschen schier erdrückt hätten. Die Pläne wurden modifiziert, nun ist nur noch von viergeschossiger Bebauung die Rede. Gut 100 Wohnungen will die Gewoba auf einem 13.000 Quadratmeter großen Areal zwischen Bogenstraße und Überseetor bauen. Weil Wohnbebauung dort eigentlich gar nicht vorgesehen ist, muss dafür der Bebauungsplan geändert werden.

Riesige Lärmschutzmauer?

Auch ein Immissionschutzkonzept muss her – durch die unmittelbare Nähe zu Industriebetrieben wie etwa der Roland-Mühle entsteht dort vor allem Lärm und Staub. Da man daran aber nichts ändern könne, sagt der Sprecher des Bau­ressorts Jens Tittmann, müsste entweder „eine riesengroße Lärmschutzmauer“ gebaut werden – oder die Bauplanung so angepasst werden, dass „nach hinten raus“, also in Richtung Rolandmühle, etwa nur Treppenhäuser oder Küchen liegen und nicht vielbenutzte Wohn- oder Schlafräume.

Die Anwohner-Inititative ist mit den geänderten Planungen allerdings noch lange nicht zufrieden. Denn für sie ist das Areal, auf dem künftig die Gewoba bauen will, die „grüne Lunge“ ihres Viertels. Zudem ist noch unklar, wie in der ohnehin verkehrsreichen Gegend mit schon jetzt chronisch überlasteten Straßen noch einmal zusätzlicher Parkraum für die künftigen Bewohner geschaffen werden soll – vom Zufahrtsverkehr ganz zu schweigen. Ein entsprechendes Verkehrskonzept, das die ganze Überseestadt betrifft, wird heute Abend im Beirat Walle vorgestellt.

Überwiegend geförderter Wohnraum

Zur Kritik der Anwohner-Initiative sagt Gewoba-Sprecherin Christine Dose: „Es hat immer etwas Besorgniserregendes, wenn plötzlich ein Neubaugebiet entsteht.“ Das könne leicht „zu Irritationen und Ängsten“ führen. Sie verweist darauf, dass es bislang nur eine Konzeptplanung gibt, die „mit der Stadt noch nicht dicht gezogen“ sei. Fest steht, dass überwiegend geförderter Wohnraum entstehen soll. Dabei werde, so Dose weiter, auf eine gute Durchmischung geachtet: Neben Familien und studentischem Wohnen solle es etwa auch Wohnungen für Ältere geben.

„Irgendwie muss es am Ende sozialverträglich sein“, sagt auch Jens Tittmann im Hinblick auf die Bedenken der AnwohnerInnen. „Aber das passiert ja auch.“ Klar sei: „Bremen braucht Wohnungen.“ Natürlich müsse man immer abwägen – „aber im Zweifel würde ich sagen: Dann lass uns lieber mal ’ne Wohnung bauen“.

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