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BLATTER-FREUND MICHEL PLATINI IST JETZT NEUER PRÄSIDENT DER UEFANeuanfang mit Beigeschmack

Es ist ein Neubeginn. Der französische Ex-Fußballstar Michel Platini ist neuer Präsident des europäischen Fußballverbandes. Sein Wahlprogramm hieß Humanismus: Er beschwor das reine Spiel, das den Menschen gehört und in dem der Kommerz keinen allzu großen Platz haben soll. Er präsentierte sich als Anwalt der kleinen Verbände, die er reich bescheren will. Und ein sozialer Fußballpräsident will er sein. So weit die Ankündigungen.

Wie er sein Programm erfüllen will, sagte er jedoch nicht. Er beließ es bei Formeln und beschwor die Solidarität unter den Verbänden. Immer wieder sprach er von der Fußball-Familie, deren oberstes Ziel die Einheit sein müsse.

Auch der große Förderer Platinis, der Präsident des Internationalen Fußballverbandes (Fifa), Sepp Blatter, versäumt es bei beinahe keiner Gelegenheit, den Familiengeist zu beschwören. Doch es ist eine fragwürdige Familie, die sich der Schweizer da über die Jahre aufgebaut hat. Denn wenn von seiner Fifa die Rede ist, dann geht es nicht selten um Korruption und Günstlingswirtschaft.

Bislang waren die Uefa und deren bisheriger Präsident Lennart Johansson so etwas wie das Gegenbild zum Weltverband, dessen Verantwortliche sich regelmäßig vor Gerichten verantworten müssen. Während die geschäftlichen Verflechtungen der Fifa alles andere als transparent sind, legt die Uefa jährlich saubere Geschäftsberichte vor, aus denen genau hervorgeht, wohin die Einnahmen – etwa aus der Champions League – fließen. Immer wieder sorgen Mitglieder der Fifa-Spitze wie der notorisch korrupte Jack Warner aus Trinidad und Tobago für negative Schlagzeilen. Die Fifa-Familie wirkt bisweilen wie ein Mafia-Clan.

Michel Platini ist sicherlich kein Mafioso. Doch seit Jahren gehört er als Berater zum Umfeld von Sepp Blatter, dessen Unterstützung im Wahlkampf er dankbar angenommen hat. Jetzt ist also ein Blatter-Gefolgsmann Chef der Uefa, die früher immer auf Distanz zu ihm ging. Der Fifa muss nun keinen Gegenwind aus Europa mehr befürchten: Ein Neuanfang mit schalem Beigeschmack.

ANDREAS RÜTTENAUER

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