: Neu im Kino
Im Kino hört man selten derart befreites kollektives Gelächter wie bei der Vorführung von „Toni Erdmann“ bei den Filmfestspielen von Cannes im Mai. Maren Ade erreicht das nicht mit Klamauk um seiner selbst willen, sondern durch genaues Beobachten ihrer Charaktere – der verbissenen Unternehmensberaterin Ines (Sandra Hüller) einerseits und ihres Vaters Winfried (Peter Simonischek), einem melancholischen Klavierlehrer, anderseits. Auch wie diese Geschichte einer Einübung in Lebensfreude in Zeiten der gnadenlosen Effizienz entwickelt wird, ist so stringent erzählt, dass man aus dem Staunen kaum herauskommt: Maren Ade ist mit „Toni Erdmann“ eine anarchische Komödie gelungen, die mit überbordender Freude an Situationskomik völlig ernste Fragen über das Leben im Allgemeinen verhandelt, und zwar so, dass man aus vollem Herzen lachen kann, ohne dass der Erkenntniswert oder anderes darunter leiden müsste. Trotz großen Lobs für den ersten deutschen Wettbewerbsbeitrag in Cannes seit 2008 gewann Ades Film keine Goldene Palme – immerhin aber den Kritikerpreis der internationalen Filmpresse.
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