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Netflix-Thrillerserie „Zero Day“Blackout in Amerika

In der Serie „Zero Day“ legt eine Cyberattacke die USA lahm und bringt die Demokratie ins Wanken – toll inszeniert und hochkarätig besetzt.

George Mullen (Mitte), überzeugend und hingebungsvoll gespielt von Robert De Niro Foto: Netflix

Eigentlich will Ex-Präsident George Mullen (Robert De Niro) seinen Ruhestand genießen, morgens eine Runde im Pool schwimmen, mit dem Hund joggen gehen und sich beim anschließenden Frühstück von seinem Sekretär mit den neuesten Nachrichten briefen lassen.

Dann fällt in den gesamten USA wegen einer Cyberattacke der Strom für eine Minute aus. Züge entgleisen, die Krankenversorgung kollabiert, Flugzeuge stürzen ab, es kommt zu Massenkarambolagen, Tausende sterben, während auf allen Handys die Nachricht „Das wird wieder passieren!“ aufploppt.

Für den aufwendig produzierten Netflix-Sechsteiler „Zero Day“ gibt der 81jährige Robert De Niro sein Seriendebüt. Als Ex-Präsident, der als Mann der alten Schule gilt und dem die Menschen vertrauen, soll er eine Untersuchungskommission leiten, die weitreichende Befugnisse hat, unter anderem die Aufhebung von Bürgerrechten, falls nötig.

„Das haben wir nicht einmal nach dem 11. September gemacht“, sagt George Mullen besorgt zur regierenden Präsidenten Evelyn Mitchell (Angela Bassett). Aber die setzt, so wie ihr Stab, auf einen harten Kurs.

Die Serie

„Zero Day“: ab 20. 2., Netflix

Bald wird Russland zum Hauptverdächtigen, bis Mullen herausfindet, dass doch eine inländische Terrorgruppe für die Cyberattacke verantwortlich sein könnte.

Beschissene sozialistische Verräter

Das Drehbuch für „Zero Day“, das unter anderem aus der Feder des Washingtoner New York Times-Korrespondenten Michael Schmidt stammt, wurde vor drei Jahren geschrieben, könnte aber aktueller nicht sein.

Es geht um die Dynamik einer schweren Krise, in die die USA schlittern und in der demokratische Rechte geschleift werden, um vermeintlichen Sachzwängen gerecht zu werden. Jede Menge Verschwörungstheoretiker sind prompt auf der Straße und beschimpfen Politiker als „beschissene sozialistische Verräter“.

Viel Gegenwind bekommt George Mullen aber auch von seiner Tochter Alexandra (Lizzy Caplan), die als Kongressabgeordnete scharfe Kritik am Vorgehen der neu gegründeten Zero-Day-Kommission übt, die ihr Vater leitet.

Zwischen Ermittlungen gegen eine Hacker-Gruppe in der New Yorker Bronx, Besuchen im CIA-Hauptquartier in Langley, Briefings mit der Präsidentin im Oval Office und heftigen Auseinandersetzungen mit seiner Tochter, versucht George Mullen die Wahrheit herauszufinden.

Das alles wird in kinotauglichen Bildern mit einem beachtlichen Staraufgebot spannend und bildgewaltig in Szene gesetzt. Der Streamingdienst Netflix hatte vorab nur zwei Episoden zur Sichtung freigegeben und ein ähnliches Geheimnis um die Serie gemacht wie die Sicherheitsdienste in dieser Geschichte rund um die digitale Infrastruktur.

„Zero Day“ vermittelt eine beklemmende und düstere Grundstimmung. Ist der in die Jahre gekommene Ex-Präsident wirklich der Richtige für die Aufgabe oder wird er nur missbraucht, um Vertrauen herzustellen?

Als George Mullen, den Robert De Niro überzeugend und hingebungsvoll zu spielen weiß, dann auch noch einige altersbedingte Aussetzer zu haben scheint, wird die Sache immer komplizierter.

Oder leidet Mullen plötzlich an Halluzinationen? „Zero Day“ legt im Stil eines gut gemachten Thrillers jede Menge Fährten aus. Er schiebt die verschiedenen Handlungsstränge dieser immer komplexer werdenden Geschichte sehr geschickt ineinander und erzeugt knisternde Spannung.

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