piwik no script img

Netflix-Actionthriller mit Ryan GoslingHauptsache, es knallt

Der Streamingdienst Netflix setzt auf Action-Blockbuster. Sein Agententhriller „The Gray Man“ mit Ryan Gosling will James Bond Konkurrenz machen.

Sein Name ist Six, Sierra Six (Ryan Gosling) Foto: Netflix

Hat die Welt gerade keine anderen Sorgen als wildgewordene CIA-Agenten, die aufeinander angesetzt werden? Warum der Streamingdienst Netflix jetzt in „The Gray Man“ auf einen solchen Stoff setzt, um wieder mehr Kunden zu gewinnen – vor Kurzem war gemeldet worden, dass das Unternehmen Abonnenten verliert –, mag vor dem Hintergrund täglicher Nachrichten über den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine rätselhaft erscheinen.

Noch mehr brutale Gewalt, wenngleich fiktive? Doch die Weltlage scheint nicht immer entscheidend zu sein für die Veröffentlichungstermine von Filmen. Zumal es sich in diesem Fall um ein Projekt handelt, das einige Jahre auf Eis lag, bevor es zum Abschluss kam.

Ursprünglich hätte man Brad Pitt in der Rolle des CIA-Agenten Court Gentry alias ­Sierra Six sehen sollen. Das war 2011. Der Stoff wechselte dann den Rechteinhaber, und es passierte erst einmal nichts. Bis Netflix 2020 zum Zuge kam. Unter der Regie der Brüder Anthony und Joe Russo, die unter anderem für die „Avengers“-Reihe im „Marvel Cinematic Universe“ zuständig waren, mithin einige Erfahrung in spezialeffektgespickter Superhelden-Action vorweisen können, jagt jetzt Ryan Gosling als CIA-Mann Sierra Six um den Globus.

Der Film

„The Gray Man“. Regie: Anthony Russo, Joe Russo. Mit Ryan Gosling, Chris Evans u. a. USA 2022, 129 Min. Läuft im Kino und ab 22. 7. auf Netflix

Wobei seine Mission die meiste Zeit der Handlung nicht darin besteht, andere im Auftrag des Geheimdiensts zu töten, vielmehr wird er gejagt von einem ehemaligen Kollegen, Lloyd Hansen (Chris Evans). Diesen psychopathischen Spezialsöldner hat die CIA auf Sierra Six angesetzt, weil Letzterer an Daten gekommen ist, die für seine Vorgesetzten kompromittierend wären.

Laufrichtung ist umgekehrt

Die Szenerien sind, ähnlich wie der offenkundig an den bekannten 007 angelehnte Codename Sierra Six, nach James-Bond-Manier touristisch reizvoll ausgewählt, von Wien über Berlin und Prag bis auf eine kroatische Insel führt dieser Einsatz. Bloß die Laufrichtung ist umgekehrt angelegt, weil Sierra Six ja derjenige ist, den man auslöschen will.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Trailer „The Gray Man“

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Da dieser selbst etwas vom Töten versteht und der Film als Franchise angelegt ist, man mithin Fortsetzungen mit Sierra Six erwarten darf, nutzen die Brüder Russo die dünne Handlung für eine Überfülle an handgreiflichen Auseinandersetzungen, Einsatz von Handfeuerwaffen und den für die Dramaturgie nötigen gelegentlichen Explosionen.

Im Ergebnis bedeutet das viel sinnlose Gewalt, dynamisch gefilmt und mit einigen Einfällen für neue Bildideen ausgestattet. Besonders in Prag kann der Einsatz einer Straßenbahn für eine Verfolgungssequenz überzeugen. Zum Blechschaden gesellt sich dabei der eine oder andere Gebäudeschaden.

Dann gibt es weibliche Agentinnen wie Dani Miranda (Ana de Armas) oder Suzanne Brewer (Jessica Henwick), die im Unterschied zum James-Bond-typischen Muster keine körperliche Nähe zu Sierra Six herstellen, sondern gleichberechtigt als Kolleginnen mit ihm beziehungsweise gegen ihn arbeiten. Daraus einen emanzipierten Agententhriller machen zu wollen, wäre übertrieben. Man hat immerhin für weniger Machismo gesorgt. Abgesehen davon, ist auch in „The Gray Man“ das Meiste solide geölte Rattattazong-Routine. Kann man machen, muss aber ganz sicher nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Das klingt in der Tat total überflüssig.