Nebenwirkungen von Medikamenten: Pharmarisiken gratis online
Die Aufsichtsbehörde für Arzneimittel öffnet ihre Datenbank. Damit sind nun Verdachtsmeldungen zu medikamentösen Risiken sichtbar.
BERLIN taz | Mit Transparenz reagiert Deutschlands oberste Behörde für die Zulassung und Überwachung von Arzneimitteln auf Proteste kritischer Ärzte und Patienten: Ab sofort gebe es einen kostenloser Onlinezugang zu der behördeneigenen Datenbank zu Risiken von Medikamenten, teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) am Dienstag in Bonn mit.
Nun könnten sämtliche Verdachtsmeldungen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen recherchiert werden, sagte Institutspräsident Walter Schwerdtfeger. Die Datenbank umfasst alle vom BfArM seit 1995 registrierten Fälle. Ausgenommen sind Risikomeldungen aus klinischen Prüfungen, also während der Zulassungsphase, sowie solche, die nur in der wissenschaftlichen Literatur publiziert wurden.
Die Verdachtsfälle beziehen sich nach Angaben des BfArM auf „unerwünschte Ereignisse“ nach der Einnahme von Arzneimitteln. Schwerdtfeger betonte, das Onlineportal sei ein Zusatzangebot. Es könne weder Packungsbeilagen noch Fachinformationen für Ärzte oder das Arzt-Patienten-Gespräch ersetzen.
Mit einer Filterfunktion können Verdachtsfälle zu einzelnen Nebenwirkungsbegriffen, Wirkstoffen, Zeiträumen und Altersgruppen gezielt gesucht werden. Bislang waren ausschließlich die Rohdaten der Verdachtsmeldungen öffentlich zugänglich – und damit für Laien unverständlich. Patienten hatten dies kritisiert.
Schwerdtfeger warnte davor, allein aus der Zahl der in der Datenbank aufgeführten Fälle Rückschlüsse auf die tatsächliche Häufigkeit von Nebenwirkungen ziehen zu wollen. Dies sei unseriös.
Erstens würden längst nicht alle Nebenwirkungen von Patienten an ihre Ärzte gemeldet. Zweitens stellten Ärzte zuweilen den Zusammenhang zum Arzneimittel häufig gar nicht her. Und schließlich hänge „das Meldungsaufkommen auch vom Bekanntheitsgrad eines Arzneimittels im Zeitverlauf“ ab.
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