Naturschutz: Hendrix-Festival in Gefahr
Die Naturschutzbehörde will das Jimi-Hendrix-Revival-Festival auf Fehmarn nicht mehr genehmigen. Die Organisatoren sehen keine Möglichkeit, den Ort zu wechseln.
Auf der Akte, die Otto-Uwe Schmiedt, angelegt hat, steht "Jimi". Schmiedt ist Bürgermeister der Stadt Fehmarn, Jimi, das ist der Weltstar Jimi Hendrix. Fehmarn wiederum ist eine schleswig-holsteinische Insel, auf der jeder jeden kennt. Und auf der jeder weiß, wer dieser Jimi ist - und was er mit Fehmarn zu tun hat.
Am Flüggerstrand im Westen Fehmarns gab Jimi Hendrix am 6. September 1970 auf einem legendären Festival das letzte Konzert seines Lebens. Deshalb gibt es seit 1995 jedes Jahr ein Jimi-Hendrix-Revival-Festival am Flüggerstrand. Es kostet keinen Eintritt und hat in der Vergangenheit bis zu 20.000 Besucher angezogen. Organisiert wird dieses Festival von der Fehmarner Bevölkerung: Alle arbeiten ehrenamtlich, niemand verdient.
Nun sieht alles danach aus, als ob das Festival nicht mehr stattfinden könnte - weil die untere Naturschutzbehörde keine Genehmigung mehr erteilen will. Bürgermeister Schmiedt kann das nicht verstehen, aber machen kann er nichts: Ohne die Genehmigung der Naturschützer darf auch er nicht genehmigen. "Das Festival bringt die Naturflächen nicht in Gefahr", sagt Schmiedt. "Was da gemacht wird, ist nicht verhältnismäßig."
Joachim Siebrecht, Leiter der unteren Naturschutzbehörde, sagt, er habe nichts gegen das Festival. Ihm gehe es nur um den Standort. Das Festival findet auf einem Gelände statt, das gemäß der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU unter Schutz steht: Die Fläche sei wegen ihrer Graudünen und als Haffbereich von hoher Bedeutung, sagt Siebrecht. "Sie hat als Lebensraum ein sehr großes Entwicklungspotential." Er schlägt vor, das Festival zu verlegen. Das aber ist nicht so einfach. "Wir haben sonst nur noch Acker", sagt Bürgermeister Schmiedt. "Die Fläche ist der einzige geeignete Standort."
"Wir machen es da oder gar nicht", sagt JJ. Krohn, der Vorsitzende des Vereins, der das Festival organisiert. Auf dem Acker ginge es nicht, weil der bei Regen im Schlamm versinke. Überhaupt leuchtet ihm das Naturschutz-Argument keineswegs ein. "Die Fehmarn-Belt-Querung dürfen sie bauen. Aber so ein kleines Festival wollen sie verbieten."
Naturschützer Siebrecht sagt, er sei "guten Mutes, dass wir noch eine Lösung finden". Bürgermeister Schmiedt sagt, die Fronten seien verhärtet, aber es gebe noch ein Gespräch. Mitorganisator JJ. Krohn sagt, wenn die Genehmigung ausbleibe, werde man "die Einheimischen mobilisieren". Schon jetzt ist das Gästebuch der Festival-Website voll mit wütenden Beiträgen. Die Naturschutzbehörde könnte damit ein echtes Problem kriegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!