Nahverkehr: Der Großflughafen rückt näher
Pünktlich zur Eröffnung soll die S-Bahn im 10-Minuten-Takt in den Flughafen BBI einrollen. Vom Hauptbahnhof fahren dann Expressbusse, nach Potsdam Züge. Bei der Anbindung durch Regionalzüge hapert es.
Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) hat den Bund aufgefordert, den Bau der sogenannten Dresdner Bahn zu forcieren. Das Verkehrsministerium solle der Tunnellösung zustimmen und damit gerichtliche Auseinandersetzungen mit Anwohnern vermeiden, die sich über Jahre hinziehen würden, sagte VBB-Chef Hans-Werner Franz am Mittwoch. Die Dresdner Bahn soll vom Hauptbahnhof zum geplanten Flughafen BBI in Schönefeld und weiter nach Dresden fahren. Derzeit macht sich Franz indes Sorgen, ob die Bahn überhaupt kommt - die Finanzierung für die Strecke sei nicht gesichert.
Für die Dresdner Bahn soll auch die Trasse durch Lichtenrade ausgebaut werden. Der Bund möchte überirdisch bauen, Anwohner fordern wegen des erwarteten Lärms einen Tunnel. Das Bundesverkehrsministerium erklärte, eine Tunnellösung komme aus volks- und betriebswirtschaftlichen Gründen nicht in Frage. Sprecher Sven Ulbrich wies allerdings Berichte zurück, wonach die Strecke auf einer Streichliste der Bahn stehe - und womöglich gar nicht komme. "Der Bund hat ein großes Interesse an der Dresdner Bahn", so Ulbrich zur taz. Für die Gesamtstrecke bis Dresden sind 400 Millionen Euro veranschlagt. Derzeit läuft der Planfeststellungsbeschluss; er wird im Laufe dieses Jahres erwartet.
Auch die Ostanbindung des Flughafens werde verspätet fertig - erst im Jahr nach dessen Eröffnung soll es so weit sein, erklärte VBB-Chef Franz. Über das im Bau befindliche Teilstück sollen Regionalzüge der Linien nach Dessau und Königs Wusterhausen in den Flughafenterminal einfahren und dann nicht mehr am Bahnhof Schönefeld halten. Die Ostanbindung ist ebenfalls umstritten, weil Bäume dafür gefällt werden mussten.
Franz zeigte sich gleichwohl zufrieden mit dem geplanten Nahverkehr zum BBI. "Ich kenne keinen Flughafen einer Metropole, der so schnell zu erreichen ist." Die Verbindungen würden besser und planbarer, so der VBB-Geschäftsführer. Eine Fahrt zum Hauptbahnhof soll zunächst knapp 30 Minuten dauern, über die Dresdner Bahn wären es 20 Minuten. Am Alex sind Fahrgäste in 35 Minuten, am Südkreuz in 23 Minuten - laut Planung. Zoo, Gesundbrunnen und Wannsee würden allesamt in gut 40 Minuten erreichbar sein.
Die S-Bahn soll tagsüber im Zehnminutentakt in den Flughafen einrollen. Zu den U-Bahn-Stationen Rudow und nach Dahlem-Dorf fahren Expressbusse, auch nach Grünau, Mahlow, Teltow und Ludwigsfelde fahren Busse. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2011 fahren stündlich Züge nach Potsdam über Golm. Neue Fahrgäste erhofft sich Franz von der Anbindung Polens. Aus Stettin könnten Reisende in zweieinhalb Stunden am BBI sein - schneller als in Warschau. "Auch zu den Wirtschaftsräumen um Posen und Breslau brauchen wir einen guten Takt", betonte der VBB-Chef.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“