■ Detlef Kuhlbrodt sieht Hackfleisch:: Nagnao nachts. wenn alles schläft (live)
Sein Name ist Hackl. Sein Sportgerät der Rodel. Meine kleine Kusine nennt Georg Hackl permanent „Hackfleisch“, weil sie Hackfleisch gerne mag. Bislang hat man ihr verheimlicht, daß Hackfleisch aus kleinen Tieren mit runden Kulleraugen gemacht wird. Sonst würde sie den volksnahen Sportsoldaten nicht mehr „Hackfleisch“ nennen. Irgendwann gestern in einem Fernsehgerät in der deutschen Hauptstadt, sagt Hackl was von „gesunder Brutalität“, an der es ihm nicht mangeln würde. Das klingt natürlich, als ob Hackl ein furchtbarer Mensch wäre. Einerseits. Andererseits hatte er erzählt, daß er im Wörterbuch erst nachschauen mußte, um zu erfahren, was das Wort „debil“ bedeutet. Deshalb nenne ich ihn freundlich das singende Weißbier.
„Und geht Ihnen die Seele nun spazieren?“ hatte der Reporter Hackl nach seinem Sieg gefragt. Hackl erklärte, er müsse „verarbeiten“. Seine Familie, die alles in die Kamera johlend am Fernsehgerät verfolgte, sah irgendwie räuberisch aus. Das war abgesprochen und Entscheidung der Trainer.
Von der Seele war auch schon die Rede, als die Eiskunstlaufmedaillenhoffnung Ingo Steuer angeschlagen und schmerzfrei gespritzt in die Kurzkür ging. Der Reporter sagte, daß Steuers rechte Schultersehne möglicherweise gleich reißen könnte. Ängstlich wartete ich auf einen lauten Knall nach dem dreifachen Tulup. „Hält die Sehne, hält die Seele“, sagte er dann. Ein schöner Satz.
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