Nächste Generation des Smart: Der neue Twingo von Daimler ist da
Der Stuttgarter Autokonzern stellt den neuen Smart vor. Darin enthalten sind 70 Prozent des Innenlebens eines Kleinwagens von Renault.
BERLIN taz | Vor 16 Jahren kam ausgerechnet Daimler mit einem Fahrzeug auf den Markt, das eine simple Idee verfolgte: Es sollte sehr klein sein, weil dann in überfüllten Großstädten immer ein Parkplatz zu finden ist. Damals galt das als mutig. Wenn der Konzern nun mit viel Brimborium die nächste Generation des Smart präsentiert, verfolgt er nur noch eine übliche Strategie in der Automobilindustrie.
Da wäre zunächst der Klimaschutz: Ab 2021 dürfen die Neuwagen jedes Herstellers laut EU-Norm nur noch 95 Gramm CO2 pro 100 Kilometer ausstoßen, was einem Verbrauch von etwa 4,1 Liter Benzin entspricht. Sonst drohen Strafen. Allerdings gilt ein Durchschnittswert. Je mehr Kleinwagen weggehen, desto mehr Sprit dürfen die großen Modelle schlucken.
Momentan liegt Daimler laut der Organisation Transport and Environment bei 136,6 Gramm CO2, senkt den Verbrauch aber stetig ab und könnte 2020 eine Punktlandung hinlegen. „Die Hersteller müssen kleine Fahrzeuge anbieten, um die CO2-Vorgaben zu erfüllen“, sagt Michael Müller-Görnert vom Verkehrsclub Deutschland (VCD).
Allerdings ist der Smart bisher in seiner Klasse nicht sonderlich sparsam. Auf der VCD-Auto-Umweltliste rangiert er nicht unter den Top Ten. Daten des neuen Modells gibt es noch nicht.
Sieht nur aus wie Smart
Von den Verkaufszahlen her hat der Smart bei Daimler nie die Erwartungen erfüllt: Gerade mal 98.000 Wagen lieferten die Stuttgarter 2013 aus, angepeilt waren einst 200.000. BMW kommt mit seinem Mini auf mehr als das Dreifache.
Auch deshalb folgt Daimler dem zweiten Trend: Kooperationen. So sind beim neuen Smart 70 Prozent des Innenlebens mit dem Renault-Twingo identisch. Der neue Smart Viersitzer, ein Remake des 2006 eingestellten Smart Forfour, wird am Renault-Standort im slowenischen Novo Mesto gebaut. Lediglich bei der Optik sind 95 Prozent Smart pur.
Müller-Görnert sieht in den vielen Kleinstmodellen auch eine Reaktion auf die Generation Carsharing, die praktisch und nicht protzig fahren will.
Den Trend dazu hat übrigens Daimler erfunden. Glaubt zumindest Smart-Chefin Annette Winkler: „Heute kann Daimler aber für sich in Anspruch nehmen, der Erfinder einer neuen urbanen Mobilität zu sein“, sagte sie dem Handelsblatt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen