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■ NachschlagVon uneingelösten Versprechen: Marla Glens Showtime in der Arena

Es ist alles eine Frage der Perspektive. Wer zum Konzert von Marla Glen in die Arena in Treptow ging, wollte möglicherweise gar nicht sie sehen und hören, sondern einfach eine gutgestylte Bühne, auf der farbige Lichter auf großer Leinwand und flotter Sound ein mondäner Gefühlsersatz sind. Eine neunköpfige Band spielt verpoppten, unaggressiv bluesigen und funkigen Rock. Meist sind es neu arrangierte Songs von der vorletzten CD, „Love and Respect“. Glen selbst agiert in bekannter Manier als Butch, nicht Femme, am vorderen Bühnenrand. Sie singt ihre alten Songs, nur weniger hörbar, da die Band mehr Raum einnimmt. Ihre tiefe, rauhe, rauchige Stimme ist wie ein Versprechen auf einen Gesang, der dem Mainstream trotzt. Es bleibt ein uneingelöstes Versprechen. Marla Glens Lieder mögen zwischen den Zeilen sozialkritisch sein, und sie mag sich auf selbstbestimmte Weise inszenieren – aufgesogen in einer perfekten Show aber verliert sich alles Authentische. Trotzdem ist es keine schlechte Unterhaltung. Aber eben auch nicht mehr. Wie vermutet, ist alles eine Frage der Perspektive: In größerer Entfernung zur Bühne kommt das Gesamt-Show-Werk zur Geltung. Nahe am Bühnenrand gelingt es eher, etwas von der 38jährigen amerikanischen Sängerin, deren Biographie bereits Legende ist, zu sehen und auch zu verstehen. Sie überspielt – nicht unbedingt überraschend – Scheu und Unsicherheit. Das hat zwar Charme, doch es hindert sie daran, wirklich Kontakt mit dem Publikum aufzunehmen. Schon gar nicht in der Arena, die ihren Namen zu Recht trägt. Mit Argusaugen wachen die Musiker der Band über die in maskuline Attitüden verliebte Sängerin. Wieviel expressives Terrain ihr zugestanden wird, das entscheidet nicht sie.

Das Musikgeschäft hat schon stabilere Persönlichkeiten als sie gefressen. Wenn die Identitätsdebatte dort angekommen ist, dann sind Hautfarbe, sexuelle Orientierung, eine ungewöhnliche Stimme sowie Lebenserfahrungen, die eine Frau zur Außenseiterin gemacht haben, wie Drogen, Gewalt, Diskriminierung und pathetisches Ungeliebtsein, nicht mehr und nicht weniger als Investitionsfaktoren. Fragt sich, für wen. Waltraud Schwab

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