Nachruf auf die Kalaschnikow: Die Braut des Soldaten
Es scheint eigentlich undenkbar, aber die russische Armee will keine Kalaschnikows mehr kaufen. Im Westen war sie Underground, im Osten aber Mainstream.
Sie ist Tod und Pop zugleich, sie kann das eine gar nicht ohne das andere sein. Die Maschinenpistole Kalaschnikow oder AK-47 ist eines der meistverkauften Gewehre der Welt, zugleich Banner vieler Revolutionäre. Im Westen war die Kalaschnikow Underground, im Osten aber Mainstream, ein Werkzeug der Arbeiter-und-Bauern-Macht. So lernte ich sie kennen.
Acht Jahre war ich alt und stolz, denn mein Vater war in die Schule gekommen. Er selbst war mir in diesem Moment gar nicht so wichtig - die beiden Gewehre Modell AK-47 dagegen schon. Vorher hatten schon andere Väter ihre Berufe vorgestellt, die waren Treckerfahrer oder so was Ödes, aber meiner war Offizier der Nationalen Volksarmee. Er hatte zwei MPs dabei - Übungsmodelle -, mit denen ich posierte, als wäre ich der Zuhälter dieser Schönheiten.
Waffen anzuhimmeln ist kein Privileg von Erwachsenen, ich sehe die leuchtenden Augen von Ricardo, Kai, Jens und all den anderen noch immer vor mir.
Sag mal, Vati, du warst 25 Jahre Soldat, so lange bist du jetzt mit Mutti verheiratet. Wen kennst du besser: sie oder die Kalaschnikow?
Deine Mutter, als Offizier habe ich ja meist Pistole getragen.
Was ist das für ein Gefühl, die Kalaschnikow zu halten?
Man ist immer Herr der Lage, weil man die MP jederzeit selbst reparieren kann, was sowieso nie passiert, weil sie unverwüstlich ist. Echte russische Technik eben, aus einem Stück gefeilt.
Und kannst du dir die russische Armee ohne Kalaschnikow vorstellen?
Die Russen haben immer gesagt: Die MP ist die Braut des Soldaten. Also: nein.
Dass Pop und Tod hier zusammengehören, habe ich wenige Jahre nach dem Schulbesuch meines Vaters erfahren, als er - in die Bundeswehr übernommen - Stützpunkte der abziehenden Sowjetarmee kontrollierte. Einer ihrer Posten verlor die Nerven und schoss. Er traf jemand anderen. Die Kalaschnikow ist nicht sehr genau. Deswegen soll sie nun weg.
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