Nachruf auf Flux FM: Lauter enttäuschte Hoffnungen
Nach vier Jahren stellt Flux FM den Radiobetrieb in Bremen ein. Abgesehen von der Welt am Sonntag wollte kaum einer werben. Aber auch die lokale Szene kam zu kurz.
Der Sender war mal mit großen Versprechungen gestartet: „Es wird eine spannende Herausforderung sein, die vielfältige kulturelle Szene Bremens im bremischen Programm abzubilden und im Sinne der Kreativhanse auch in den anderen Sendegebieten zu verbreiten“, verkündete Markus Kühn, Geschäftsführer des Radiosenders Flux FM, der damals noch Motor FM hieß.
Da hatte der Landesrundfunkausschuss gerade die Bremer Frequenz 97,2 MHz an das Berliner Privatradio vergeben. Sein Betreiber ist die „Plattform für regionale Musikwirtschaft“, gegründet wurde es 2004 – unter anderem von Tim Renner, der im vergangenen Jahr Kulturstaatssekretär in Berlin wurde.
Und die Hoffnungen in Bremen waren groß. Vor allem die hiesige Musikszene hatte sich für den neuen Sender stark gemacht. Auch weil ein Schwerpunkt seines Programms auf der lokalen Szene liegen sollte. „Damit die Bremer auch mal im Radio hören können, welche Musik die in ihrer Stadt lebenden Menschen machen“, wie es damals noch hieß.
Am 1. März 2011 ging’s los, im August wurde Motor FM in Flux FM umbenannt – aber sonst änderte sich nichts. Was blieb: das Warten. Das eigene Studio, das Bremen bekommen sollte – es wurde zwar immer wieder angekündigt, in Bremen ankommen sollte es jedoch nie. Was ebenfalls nicht kam, war ein störungsfreier Radioempfang.
Noch zwei Jahre, nachdem Flux FM auf Sendung gegangen war, bekannte Maggie Klobus, damals Redakteurin des Bremer Ablegers, in einem Interview: „Unser größtes Problem ist momentan der Empfang. Es gibt im Bremer Sendegebiet einige Lücken, in denen man uns nur schlecht oder gar nicht empfangen kann.“ So ganz bekamen die Betreiber das Problem nie in den Griff.
Und auch wenn immer wieder zu hören war, der Sender strebe an, in Bremen ein ausführliches Programm über die lokale Kulturszene zu produzieren, etwa in einem mehrstündigen Magazin-Format: Für das kleine Bremer Redaktionsbüro des Senders gab es nicht viel mehr zu tun, als regelmäßig kleine Interviews mit Bremer Kreativen nach Berlin zu schicken.
Ein Stadtmagazin lieferte dazu regelmäßige Tagestipps, zunächst war das der lokale Ableger des Prinz, und als der eingestellt wurde, übernahm der Bremer. Produziert wurde das Radioprogramm für Bremen derweil in Berlin. Maggie Klobus hatte davon bald die Nase voll und gab ihren Job im Sommer 2013 auf.
Nun warf auch Flux FM das Handtuch: Auf der Facebook-Seite des Senders hieß es am 28. Februar ganz lapidar: „Zu Ende Februar stellen wir die UKW-Verbreitung von Flux FM auf der Bremer Frequenz 97,2 MHz ein.“ Auch die Tage der Stuttgarter Dependence von Flux FM sind übrigens gezählt. Dort geht man Ende des Jahres vom Äther.
Über die Gründe für die Einstellung des Sendebetriebs in Bremen ist seitens Flux FM wenig zu hören. Die UKW-Landschaft sei „sehr komplex und von uns leider nicht zu beeinflussen“, heißt es. Immer mehr Menschen würden Flux FM im Internet hören. Man wolle aber die Bremer Musik-, Kreativ- und Clubszene weiterhin begleiten und vernetzen, „so gut wir können“.
Weil ein Privatradio natürlich auch von Werbeeinnahmen lebt, ist zu vermuten, dass hier einer der Gründe für die Einstellung des Betriebs liegt. Zumindest gab es bis auf regelmäßige Spots für die Welt am Sonntag auf der Bremer Frequenz so gut wie keine Werbung zu hören. Für Maggie Klobus ist das auch kein Wunder: „Wie soll da was reinkommen, wenn der Empfang schlecht ist?“ Aber sie vermutet, dass auch der Sender selbst nicht ganz schuldlos ist: „Man hat sich schlichtweg nicht gekümmert und wollte auch nichts aus der Hand geben“, sagt Klobus. „Der Mangel an regionalen Inhalten und der Unmut des Bremer Medienrats darüber, spielt wahrscheinlich auch eine Rolle.“
Leser*innenkommentare
Stefan Grötzschel
Der Verlust von FluxFM ist wirklich schmerzlich! In Bremen, wo der Dudelfunk regiert (ja, liebes Nordwest-Radio, auch Du bist gemeint), war der Sender doch ein rarer Lichtlick. Auch wenn die Empfangsqualität in manchen Stadteilen einfach unterirdisch war, konnte die Musikauswahl fast immer überzeugen- und die Moderationen waren auch ganz ok. Und jetzt? Irgendeine Alternative zu den Chart-Sendern in Sicht (und wir schweigen von den gezwungen-lustigen Sprachbeiträgen)? Fehlanzeige! Also weiter Atemlos durch die Nacht und hirnlos durch den Äther- armes Bremen!
0103 (Profil gelöscht)
Gast
FluxFM in Bremen war tatsächlich die merkwürdigste mediale Erscheinung gleich nach "Kanal Telemedial": ein kommerzieller Sender mit Nischenprogramm, der scheinbar vom ersten Tag an nur widerwillig auf Sendung ging. Dieser erste Tag kam nämlich selbst schon mal ungefähr ein Jahr zu spät. Die Qualität war miserabel. Nicht nur der Empfang des gerichteten (nein, das war keine Fehlfunktion und da konnte FluxFM auch nichts dran ändern) 500 Watt-Funzelsenders war schlecht, sondern auch der UKW-Playout an sich hatte ständige Hänger und Glitches zu bieten und basierte scheinbar auf einem MP3-Stream in grausamer Qualität, wie man ihn sonst nur noch aus ISDN-Zeiten kennt. Überblenden beim Umschalten zwischen Bremer und Berliner Programm? Ist doch was für Weicheier! Tagelange Komplettausfälle? Für FluxFM scheinbar kein Beinbruch. Bremisches Programm? Fehlanzeige! Dafür Verlosungen von Einkaufsgutscheinen für Berliner Boutiquen. Zugegeben, ich kann mir nicht vorstellen wie die Bremer Kulturszene genug Stoff für ein kommerzielles Radioprogramm bieten soll (klassische Bremische Selbstüberschätzung). Mir hätte aber auch schon ein reines Musikprogramm mit einer vernünftigen Redaktion gereicht, um dem Hitradiomonopol etwas entgegenzusetzen. Ich würde mir wirklich wünschen, dass ein ambitionierteres Team in Bremen einen zweiten Versuch für ein breites alternatives Musikprogramm startet. Ich persönlich würde es auf einer derart mies koordinierten Frequenz (wie auch 104.8; 107.6 und 92.5) allerdings nicht tun. Höchstwahrscheinlich wird wohl ein größerer Spartensender (Oldies, Klassik, Schlager oder House?) die Frequenz bekommen. Schade.