Nachhaltigkeit im Finanzwesen: Blackrock gibt weiter Kohle
Der Finanzriese hatte angekündigt, 2020 klimafreundlicher investieren zu wollen. Kritiker:innen sprechen wegen großer Schlupflöcher von Greenwashing.
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Der Konzern hatte im vergangenen Januar eingeräumt, dass der Klimawandel ein Anlagerisiko sei. „Basierend auf unseren Ergebnissen werden wir unsere Positionen in risikobehafteten Branchen reduzieren“, versprach die Blackrock-Führung ihren Kund:innen in einem Brief. Eine solche Risikobranche sei die Kohle.
Reclaim Finance und Urgewald haben das Portfolio bis Oktober 2020 inspiziert. Demnach hält Blackrock weiterhin Anteile an 199 Kohlefirmen in Höhe von mindestens 85 Milliarden US-Dollar.
Den Versprechen vom vergangenen Jahr widerspricht das zwar im Geiste, nicht aber formell. Das liegt daran, dass sich Blackrock höchstselbst Schlupflöcher gebaut hat. In den Details der Ankündigung steht, dass man bei den aktiven Anlageprozessen bis Mitte 2020 nicht mehr in Unternehmen investieren wolle, die mehr als ein Viertel ihrer Umsätze mit Kohleproduktion erwirtschaften.
Blackrock investiert weiter aktiv in Kohlestrom
Einbezogen ist also nur die Förderung der Kohle, nicht aber die klimaschädliche Verbrennung. So verstößt es nicht gegen die eigenen Regeln, dass Blackrock laut der neuen Analyse Anteile im Wert von 2,5 Milliarden US-Dollar am Energiekonzern RWE hält, dem größten CO2-Emittenten in Europa. Vom Öl- und Gasgeschäft war von vornherein keine Rede.
Außerdem geht es eben nur um die Wertpapiere, die Blackrock aktiv verwaltet. Ungefähr zwei Drittel gehören aber zu Indexfonds, die sich je nach Börsenlage automatisch generieren.
Katrin Ganswindt von Urgewald will deshalb, dass Blackrock seine Nachhaltigkeitsrichtlinien entsprechend überarbeitet, die Schlupflöcher schließt – und sich zuallererst von allen Firmen trennt, die sogar noch neue Kohleinfrastruktur planen. Bisher, findet ihre Kollegin Lara Cuvelier von Reclaim Finance, sehe man kaum mehr als „reines Greenwashing“.
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