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Nachhaltiger EinzelhandelWenig Bio, viel Fleisch im Supermarkt

Klimapläne, Fleischanteil, Landwirtschaft: Deutsche Supermärkte haben beim Thema Nachhaltigkeit noch Luft nach oben. Lidl Sieger, Aldi Nord letzter.

Immer noch sehr fleischlastig: das Angebot in deutschen Supermärkten Foto: Martin Wagner/imago

Berlin taz | Das internationale Forschungsprojekt „Superlist Umwelt“ hat erstmals deutsche Supermarktketten auf Nachhaltigkeit untersucht. Das Ergebnis: Klimapläne, Proteindiversifizierung, nachhaltige Landwirtschaft – die Supermärkte seien sich ihrer Rolle bewusst und fingen an, sich Nachhaltigkeitsziele zu setzen. Wirkliche Veränderungen gebe es in den Regalen allerdings noch nicht.

Supermärkte sind für über 70 Prozent der in Deutschland täglich konsumierten Lebensmittel verantwortlich. Durch ihre Stellung im Weltmarkt, haben sie einen großen Einfluss darauf, wie Lieferanten Lebensmittel produzieren lassen und was angeboten wird. Verlangen die Supermärkte nachhaltigere Produkte und fairere Anbaumethoden, müssen die Hersteller reagieren.

Für die Superlist Umwelt wurden die sechs großen Supermarktketten Aldi Nord und Süd, Lidl, Kaufland, Edeka und Rewe untersucht. Diese repräsentieren über 60 Prozent des deutschen Marktes. Platz eins belegt Lidl – erreicht aber auch nur 38 Prozent der möglichen Punktzahl. Platz 2 belegt Aldi Süd mit 25 Prozent, gefolgt von Rewe, Kaufland und Edeka mit jeweils 19 Prozent. Aldi Nord landet mit 9 Prozent auf dem letzten Platz.

Ausschlaggebend für die führende Position von Lidl ist die Proteinstrategie. Als einziger Lebensmitteleinzelhändler will das Unternehmen den Anteil angebotener pflanzenbasierter Proteinquellen bis 2050 an die Planetary Health Diet anpassen, einen wissenschaftlich fundierten Speiseplan, der gleichermaßen die Gesundheit des Menschen wie die des Planeten schützen soll. Das bedeutet in diesem Fall, 60 Prozent pflanzliche und 40 Prozent tierische Proteinquellen im Sortiment zu haben.

Tierlastige Werbung

Um dahin zu kommen, muss aber noch einiges getan werden. Zum Beispiel die Werbung ändern: 92 Prozent aller in wöchentlichen Flyern beworbenen proteinreichen Produkte sind tierischen Ursprungs.

Ein weiterer Punkt, den das Projekt beleuchtet hat: Bis auf Aldi Nord haben sich alle untersuchten Händler dazu verpflichtet, bis 2050 praktisch keine Treibhausgase mehr in der Wertschöpfungskette zuzulassen. Edeka möchte das Ziel sogar schon bis 2045 erreichen. Konkrete Pläne zu Umsetzung gibt es allerdings noch bei keiner der Ketten.

Es sei ermutigend, dass Supermärkte sich Ziele setzen, das sei aber nicht genug, so Charlotte Linnebank, Generaldirektion des Thinktanks Questionmark, der an dem Projekt beteiligt war. „Supermärkte müssen ihre Versprechen mit konkreten Aktionsplänen und Maßnahmen untermauern, um bedeutende Fortschritte zu gewährleisten“

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4 Kommentare

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  • So eine Quatschuntersuchung. Ein Laden muss nicht nachhaltig sein, die Leute müssen es.

    ich glaube es ist genau diese Art der Bevormundung, die ganz viel mithilft beim Erstarken des Faschismus. In den USA spielt viel alte Geschichte eine Rolle, die für uns nicht verständlich ist, aber als ein wichtiger Punkt wird dort unter Wahlkämfern der Demokratischen Partei diskutiert: das die Demokraten sich nur noch um wokeness usw gekümmert haben statt um die Probleme der nicht-akademischen Leute.

    Den Reichen sind Preiserhöhungen ziemlich egal, das trifft sie nicht. Wenn wie aber derzeit die Inflation bei Butter, Fleisch, Heizung(Gas), Grundsteuer (auf die Miete umgelegt) anzieht, merken die Leute das.

    Jetzt will man auch den TÜV für alte Autos jährlich machen, damit man noch mehr Menschen das Autofahren vermiesen kann - oder eher verunmöglichen. Denn was soll das ein anderes Ziel haben, als die Autos durchfallen zu lassen, damit man viel Geld ausgeben muss. Auch das trifft die mit dem weniger Geld, nur die.

    Vielleicht sind wir mal zufrieden, was wir an Klimaschutz erreicht haben. Denn im Faschismus wird es keinen Klima-, Tier- und Menschenschutz mehr geben. Guckt euch die USA an.

  • Leider kann nur der Preis etwas ändern. Wenn Tiere artgerecht aufgezogen werden und die Massenzucht endet wird der Preis für Fleisch "angemessen" sein und wir essen dadurch weniger. Natürlich ist das den Reichen egal, aber anders wird es nicht gehen. Auch sollte nicht unterbewertet werden, was der Kontakt der Kinder zu Tieren auf dem Land dabei bedeutet. Eine "Wertschätzung" der Nahrung tut not.

  • Auch wenn die Lebensmittelinflation sich mittlerweile verlangsamt hat, kosten Lebensmittel heute immer noch etwa 30 Prozent mehr als 2021.

    Das sollte bei aller berechtigter Kritik an dem Märkten, nicht vergessen werden.



    Denn alles was gefordert wird, macht es noch teurer.

    Klar ist das dem Gutverdiener egal, der geht eh in den Biomarkt, aber auch der „Rest“ muss sehen wo er bleibt.

  • Wow, mit einem Plan für 2050 kommt man 2025 auf Platz eins.



    Nachdem es die Einzelnen offensichtlich nicht schaffen weniger Fleisch zu essen und es gesellschaftlich nicht durchgesetzt werden kann (siehe Veggieday), ist jetzt die letzte Hoffnung der Handel. Aus welchem Grund sollten ernsthaft alle Ketten das reduzieren, was nachgefragt wird? Soll es dazu eine kartellrechtlich bedenkliche Absprache geben?



    Es wird wohl eher eine allmähliche Änderung, wenn mehr und mehr einsehen, dass Fleisch nicht so gut (und zu teuer) ist.