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In den Reservaten der zweiten Fußball-Bundesliga gilt der „Hooligan“ als eine vom Aussterben bedrohte Gattung. Doch glücklicherweise macht sich der VfB Lübeck mit seinem Aufstieg um den Artenschutz verdient, verfügt er doch über ein großes Potential jener seltenen Spezies.

Die von Soziologen als „gewaltbereites Potential“ bezeichnete Abart des gemeinen Fans ist ein faszinierendes Forschungsobjekt. So trägt der gemeine Hooligan modische Baseballmützen auf dem Teil seines Körpers, den er ansonsten höchst selten nutzen würde. Der gemeine Hooligan ist durch und durch männlich und nur am Wochenende aktiv. Wenn der Hooligan seinem Bizeps eine Pause gönnt, aktiviert er zuweilen sein Sprachzentrum: Ein deutlich artikuliertes „ein Biäh biddä“ sorgt im Wiederholungsfall dafür, daß der Hooligan tief-sinnig politische Betrachtungen anstellt.

Zum Hauptfeind hat der Hooligan den braun-weiß gewandeten St. Pauli-Fan erklärt, den er verächtlich „Zecke“ nennt. Um eine Ausdehnung der Population zu verhindern, skandiert er zielsicher ein rhythmisches „Deutsche, wehrt euch, geht nicht zu St. Pauli !“. Zum großen Leidwesen des Lübecker Hool-Stamms scheint sich jedoch derzeit das Ungeziefer durch feige Flucht in höhere sportliche Regionen einer direkten Konfrontation entziehen zu wollen. Dies wäre jedoch eine für die bedrohten Bestände fatale Entwicklung, weiß man doch, daß ein Hool am Sinn seiner Existenz zu zweifeln beginnt, wenn der gezielte Tritt in den Magenbereich eines am Boden liegenden Opfers allzulange ausbleibt.

Es wäre daher begrüßenswert, wenn sich der DFB durchringen könnte, Hertha BSC doch die Lizenz zum Scharmützeln zu erteilen. Welch Vorstellung: Hertha Frösche und Lübeck Hirnies in einem Stadion, aufeinander losgehend. Die taz-Sportredaktion würde glatt die Knüppel spendieren. ruf

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