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Nachgefragt117 Mark Lehrgeld

■ Ein Geneppter berichtet, wie die Agentur North-Sea ihn mit einem Jobversprechen betrogen hat

Die Bremer Firma „North-Sea“treibt ihr Unwesen bundesweit, indem sie Arbeitslosen und Abenteuerlustigen, die auf einer Bohrinsel für 500 Mark täglich arbeiten würden, nach einer vermeintlichen telefonischen „Kurzbewerbung“Broschüren zuschickt. In der Erwartung, dadurch eine Stelle vermittelt zu bekommen, zahlen die Empfänger 117 Mark Nachnahme dafür. Deswegen ermittelt die Staatsanwaltschaft und die Polizei warnt. Unter der Telefonnummer der Nepper (834911) ist dennoch ständig besetzt. Ein Berliner Ingenieur, der auf den Trick reingefallen ist, berichtet, wie es dazu kam – und was er über die Methoden der Nepper herausfand.

taz: Sie haben nach einem Inserat „Arbeiter für die Nordsee“bei der „North-Sea GmbH“angerufen. Als nächstes zahlten Sie 117 Mark für eine wertlose Broschüre. Warum?

Aufgrund der Aufmachung des Inserats war mir klar, daß es sich um einen Job auf einer Bohrplattform handeln mußte. Ich hatte mal einen Film über einen norwegischen Ingenieur gesehen, der im Bereich Sicherheitstechnik auf einer großen stationären Plattform arbeitete. Dessen Monatsrythmus paßte mit den Rahmenangaben. Ich denke immer, man muß eben umtriebig sein, um auch mal sowas auszuprobieren.

Als Anzeige erschien es Ihnen nicht unrealistisch?

Genau. Deswegen rief ich dort an und wurde ein paar persönliche Daten bei einer telefonischen Kurzbewerbung gefragt. Alter, Familienstand, gelernte Berufe, Gesundheit.

Nach Seekrankheit wurden Sie nicht gefragt? Das ist nach Auskunft von Experten und Verbraucherschützern das Wichtigste.

Nein, danach bin ich nicht gefragt worden ...

Dann bekamen Sie eine Broschüre?

Ja, die kam schon nach drei Tagen ins Haus. Die Aufmachung war schon so, daß ich ein bißchen entsetzt war. Am Telefon hatte man mir gesagt, die Gebühr sei für die Vermittlung. Deswegen war ich erstaunt, wie schnell das ging – und dann so eine englisch-schwache Broschüre mit lauter Allgemeinplätzen zu erhalten.

Und dann?

Ich habe unter anderem Namen nochmal Kontakt mit der Firma aufgenommen – und überprüft, wofür die Gebühr erhoben wird. Da wurde mir klar und deutlich bestätigt: Für die Vermittlung einer Stelle. Als ich den Geschäftsführer sprechen wollte, hieß es, der sei um 14 Uhr wieder da. Als ich dann wieder anrief, war er aber schon wieder weg. Naja. Zurückgerufen hat er nie.

Sie haben dann Informationen aus der Broschüre nachgeprüft?

Einige. Die erste war der scheinbare Auftraggeber in England, eine sogenannte Finding-Agency in der Clare Road 26. Nach der Telefonauskunft gibt es eine entsprechende Firma aber nicht. Viermal habe ichs versucht, auch unter ähnlichen Firmennamen. Die Clare-Road gibt es wohl, aber sonst...

Was schließen Sie daraus?

Ich denke mal, dadurch, daß die Adresse mit einem Postfach verknüpft war, gibt es wohl nur eine verantwortungslose Firma, die einen Briefkasten leert und vielleicht auch noch versucht, Geld einzutreiben.

Haben Sie die weiteren Angaben in der Broschüre auch geprüft?

Tatsächlich ist die sogenannte aktuelle Adressenliste mit Tauchfirmen, Bohrfirmen, Sprengfirmen ziemlich irritierend. Ich habe, weil mich die norwegischen Firmen mehr interessierten, versucht, über die nationale Auskunft die Telefonnummern angegebener Firmen herauszufinden. Eine Reihe von Firmen gab es gar nicht. Nur in einem Fall, wegen des ungewöhnlichen Namen des Eigners, bin ich an dessen Privatadresse geraten. Aber Swerre Ditlev-Simonsen, der Chef dieses vermeintlichen Bohrunternehmens, den es tatsächlich gibt, hat mir gesagt, seine Bohrfirma würde es seit zehn Jahren schon nicht mehr geben.

Was machen Sie mit der Erfahrung?

Es ist einfach eine mehr – und in gewisser Weise ja auch eine Werbeaufwendung. Ich bin freischaffender Ingenieur. Ich setze das ab. Fragen: caker

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