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Nachgefragt„Nur noch wegziehen“

■ Ist Nina (3) wegen Dioxin an Leukämie erkrankt? Interview mit dem Vater

AnwohnerInnen stürmen die Mülldeponie in Münchehagen. Ihnen reicht's. Seit Jahren sollen die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt werden. Allerdings werden diese Vorhaben niemals vollständig umgesetzt. Vor sechs Wochen wurde nun die dreijäherige Nina Emmrich mit Blutungen am ganzen Körper in eine Klinik eingewiesen. Seitdem muß ihre Leukämie mit Chemotherapie behandelt werden. Ihr Vater, der 30jährige Maschinenführer Torsten Emmrich, wurde deswegen von seiner Firma freigestellt und aus „medizinisch und psychologisch zwingenden Gründen“ mit eingewiesen. Am Montag übernahm seine Frau Christine das schwerkranke Kind, während sich Torsten Emmrich an der Besetzung der Giftmüll-Deponie beteiligte, aus der das Dioxin stammt, das nach seinen Angaben den Bach verseucht, der an seinem Grundstück rund zwei Kilometer von der Kippe entfernt vorbeiführt – und damit die Erkrankung von Töchterchen Nina ausgelöst haben soll. Die taz sprach am Rande der Protestaktion auf der Sondermülldeponie Münchehagen mit Torsten Emmrich über diese Erkrankung seiner Tochter, über die Besetzung der Kippe Münchehagen und seine Meinung über die zuständigen PolitikerInnen.

taz: Herr Emmrich, Sie sind auf das Gelände der Sondermüll-Deponie vorgedrungen und tragen ein Schild mit der Aufschrift: „Die Leukämierate steigt.“ Warum?

Torsten Emmrich, Vater der an Leukämie erkrankten Nina Emmrich: Zur Zeit liegt meine Tochter mit 40 Grad Fieber in der Klinik, die Therapie muß so lange ausgesetzt werden, bis das Antibiotikum greift. Seit Nina Leukämie hat, wollen meine Frau und ich wenigstens andere Eltern wachrütteln und etwas in Bewegung setzen, damit hier endlich so gefiltert wird, daß keine Dioxine in den Bach laufen.

Trotz der Belastung des Gewässers schließen die Behörden aus, daß deshalb auch Menschen erkranken.

Die Ärzte haben nachgewiesen, daß Ninas Leukämie nicht erblich, sondern durch Umwelteinflüsse entstanden ist. Und da hier die Leukämierate 2,5mal so hoch ist als anderswo, sollte man alles tun, um diese Stoffe zurückzuhalten.

Seit wann wohnen Sie hier?

Wir sind drei Monate vor Ninas Geburt hierher aufs Land gezogen, weil wir wollten, daß die Kinder gesund aufwachsen. Das meiste Gemüse kam bei uns aus dem Garten und in der Einfahrt haben wir lieber mit dem Taschenmesser Unkraut gezupft, anstatt was zu spritzen. Erst jetzt wissen wir, daß die Nachbarn ihr Brunnenwasser nicht einmal zum Viehtränken benutzen. Vor sechs Wochen hatten wir überlegt, die Pacht zu kaufen, jetzt möchten wir nur noch wegziehen.

Der ASG-Geschäftsführer Klaus Eggerking will jetzt seine Anstrengungen verdoppeln. Tröstet Sie das?

Nein, aber ich bin froh, wenn er in diese Richtung denkt. Und wenn er wirklich etwas tut. Trösten kann mich zur Zeit gar nichts mehr.

Gleichzeitig streitet Eggerking ab, große Mengen an Dioxinen in den Bach zu leiten.

Das ist von der Bürgerinitiative doch widerlegt. Ich bin zwar nur Laie, aber unsere Daten erscheinen mir glaubwürdiger.

Die Lokalpolitiker meinen, man müsse sich auf die Spielregeln der ASG einlassen, um wenigstens Infomationen zu erhalten. Können Sie diese Auffassung teilen?

Nicht ganz, die sollten mehr wissen, was sie tun. Wenn wir hier stehen, sollten sie mitnehmen, was uns beunruhigt und uns unterstützen . Fragen: hat

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