Nachgefragt: Bremer Chefsache?
■ Arbeitssenator Uwe Beckmeyer (SPD) zum neuen Bremer Bündnis für Arbeit
Im März soll es auch in Bremen ein Bündnis für Arbeit geben. Damit hat der Senat jetzt Arbeitssenator Uwe Beckmeyer (SPD) beauftragt. Die anvisierten Gespräche zwischen Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und Arbeitsämtern sollen im März starten. Wir sprachen darüber mit Arbeitssenator Beckmeyer.
taz: Der Kanzler hat den Kampf gegen Arbeitslosigkeit mit flankierenden Bündnisgesprächen zur Chefsache erklärt. In Bremen wartet man dagegen vergeblich auf Landesvater Henning Scherf. Vermissen Sie keine Rückendeckung?
Arbeitssenator Uwe Beckmeyer (SPD): Im Gegenteil. Ich habe einen einstimmigen Auftrag des Gesamtsenates – inklusive des Bürgermeisters – sich dieser Thematik anzunehmen. Außerdem haben wir ja schon zu Beginn dieser Legislaturperiode hervorragende Bündnisgespräche mit vorzeigbaren Ergebnissen geführt: Die Bremer Ausbildungsoffensive und die Offensive gegen Schwarzarbeit sind solche Ergebnisse.
Aber Fakt ist doch: Hier in Bremen steht jetzt nicht die Regierungsebene auf.
Da widerspreche ich ganz deutlich. Wir werden unter Federführung des Arbeitsressorts mit dem Wirtschafts-, Wissenschafts- und Bildungsressort gemeinschaftlich erneut Gespräche anschieben. Das ist in gar keiner Weise eine mangelnde Unterstützung. Wir haben vor, die Impulse auf Bundesebene hier jetzt ganz aktiv aufzunehmen.
Thema soll dabei auch die Jugendarbeitslosigkeit sein. Das Bremer Arbeitsamt ruft da schon seit Januar nach Unterstützung für das Bonner Sofortprogramm gegen Jugendarbeitslosigkeit ....
Wir haben über das Bremer Bündnis für Arbeit in der Vergangenheit schon ein deutlich höheres Ausbildungsangebot für Bremen geschaffen. Mit den Arbeitsämtern in Bremen und Bremerhaven arbeiten wir gut zusammen.
Die Kammern sprechen dagegen von einem bedrohlichen Tiefstand.
Die Arbeiterkammer hat ein statistisches Problem und das werden wir in internen Gesprächen klären. Ich denke, wir haben in den vergangenen Jahren bei der Frage von Ausbildungsplätzen Überdurchschnittliches geleistet, und dazu haben auch die Bündnisgespräche beigetragen. Die Zahl der mit Ausbildungsplätzen unversorgten Schulabgänger ist deutlich gesunken.
Die Gespräche müssen Sie jedoch ganz neu auflegen.
Der Grund dafür, warum wir jetzt ein neues Bündnis verabredet haben, ist die Hoffnung auf Impulse für Bremen durch die Bundesinitiative.
Für das Jugendprogramm vermißte man aber bislang konzertierte Bremer Aktionen.
Das muß man etwas anders sehen. Das neue Programm hat ja einen Ansatz, der bundesweit von den Arbeitsämtern getragen wird. Da sind wir involviert. Das Programm wird sehr erfolgreich umgesetzt. Unsere Aufgabe wird es sein, daneben weitere Felder zu erschließen.
Bislang bieten Bremer Firmen trotz im Programm vorgesehener Lohnkostenzuschüsse aber fast nur Praktikaplätze.
Wir haben für die nächste Woche eine Runde mit den Arbeitsämtern verabredet, in der wir eine erste Zwischenbilanz zum Sofortprogramm ziehen wollen.
Also nochmal: Sie brauchen keine Landesväter, die mit Ihnen jetzt in erster Reihe stehen?
Ich denke, hier in der Landesregierung sind erfahrene Kräfte am Werk – und ich zähle mich dazu – und ich glaube, daß wir das auch zum Erfolg bringen werden. Fragen: Katja Ubben
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen