Nachgefragt: Frauen voranbringen
■ Frauen in der Polizeigewerkschaft GdP fordern: Frauenbeauftragte freistellen
Die Frauen in der Gewerkschaft der Polizei (GdP) haben ihre erste Bremer Landesfrauenkonferenz abgehalten – und dabei ihre erste Landesvorsitzende, Petra van Anken, gewählt. Rund 80 Prozent aller Bremer PolizistInnen sind in der GdP organisiert; der Frauenanteil bei den Ordnungskräften liegt allerdings bremenweit unter zehn Prozent. Was sich da demnächst ändern soll, sagte Petra van Anken der taz .
taz: Wofür braucht die GdP eine Frauenvertretung?
Petra von Anken: Wir haben nicht nur frauenspezifische Themen aufzuarbeiten – sondern gesellschaftsrelevante überhaupt. Es geht um die Gleichstellung der Geschlechter. Innerhalb der GdP geht es darum, den Frauenförderplan umzusetzen. In die Fachausschüsse, wo Frauen noch nicht vertreten sind, werden wir Frauen entsenden.
Was muß sich für Frauen in der Polizei schnell ändern?
Insbesondere ist die Zeit reif für eine mit Leben erfüllte Gleichstellung. Der Frauenförderplan innerhalb der GdP ist verabschiedet, in der Behörde wird es bis Ende des Jahres soweit sein.
Die Landesfrauenbeauftragte stellt dabei immer wieder fest, daß es das Verdienst von Frauen ist, daß nach neun Jahren jetzt der Frauenförderplan kommt. Sind die Kollegen für sowas nicht zu gebrauchen?
Man muß das geschichtlich sehen. Bei der Schutzpolizei gibt es Frauen erst seit 1987 – und die haben das selbst vorangebracht. Die Mehrzahl der Personalräte sind eben Männer, die vieles aus einer anderen Perspektive sehen. Nehmen wir die Themen Mobbing und sexuelle Diskriminierung am Arbeitsplatz. Dazu haben wir mit unserem Polizeipräsidenten über künftige Möglichkeiten der Prävention gesprochen. Anlaß war der Selbstmord einer jungen Polizistin im Frühjahr in München, die zuvor Opfer von sexueller Diskriminierung geworden war.
Was heißt Prävention konkret?
Daß diese Themen in Aus- und Fortbildung natürlich nicht in Neigungsgruppen stattfinden können. Wir haben in Bremen, das ist bekannt, unter ein Prozent weiblicher Führungskräfte. Gleichstellungspolitik muß also integrierter Bestandteil der Ausbildung werden. Führungskräfte müssen in die Pflicht genommen werden, damit dieser Bereich auch für die Bemessung sozialer Kompetenzen selbstverständlich wird. Der Umgang mit Fragen wie: wohin kann ich mich wenden, aber auch: wie kann ich das auffangen und mich verhalten, muß gelernt werden.
Sensibilisierung ist auch im Um-gang mit Opfern von Verbrechen relevant, bei geschlagenen Frauen beispielsweise. Die Bürgerschaft hat kürzlich kritisiert, daß in der Polizei da nicht genug geschieht – oder wenn, dann vor allem in „Neigungsgruppen“. Teilen Sie die Kritik, daß mehr passieren muß?
Ich weiß, das da mehr passieren wird. Es wird ja immer mehr an die Polizei herangetragen – und da ist Polizei unter Umständen manchmal überfordert. Aber natürlich, wenn genügend getan worden wäre, wäre das Thema sicher nicht so diskutiert worden wie kürzlich in der Bürgerschaft.
Frauenbeauftragte haben es bei der Polizei nicht einfach. Was muß da getan werden?
Im nächsten Jahr werden Frauenbeauftragte gewählt. Man muß da erstens über die Zahl der Frauenbeauftragten sprechen, zweitens über eine Freistellung für die Frauenbeauftragte und deren Stellvertreterin. Sie müssen im Grunde mehr leisten als ein Personalrat – der ja mehrere freigestellte Mitglieder hat. Der bisherige Zustand, nach dem es eine halbe Freistellung für die Frauenbeauftragte im Präsidium gab – und das erst nach Kämpfen – muß verbessert werden.
Fragen: Eva Rhode
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