Nachgefragt: SPD: „Online-Ghetto“
■ Carsten Sieling, SPD-Politiker, zur Idee einer „Online-City im Hollerland“
taz: Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jens Eckhoff hat seine Idee der „Online-City“ in einem Skizzenpapier konkretisiert: Man fährt über die Parkallee geradeaus weiter über den Kuhgrabenweg über die Autobahn direkt in die „Online-City“, einen europaweit einmaligen Technologie-Park. Ist das nicht das Opfer der Schlammpeitzger wert?
Carsten Sieling (SPD): Der Gedanke ist schon deshalb nicht gut, weil das ein Online-Ghetto würde. Bremen und Bremerhaven insgesamt müssen zu Technologiestädten werden.
Was spricht gegen etwas Neues auf der grünen Wiese?
Ich halte das für altes strukturpolitisches Denken. Vor 15 Jahren hat man spezielle Bereiche für Technologie-Unternehmen ausgewiesen, um den Strukturwandel zu beschleunigen. Jetzt sind wir aber in einer anderen Situation. Diese Bereiche gibt es, in Grohn soll noch einer hinzukommen, die Vernetzung schafft doch gerade die Möglichkeit, die modernen Arbeitsstätten und Büros in die lebendigen Stadtteile, wo die Menschen gern leben, zu integrieren.
Das Argument ist, dass man sich in Online-City auf der Straße treffen soll.
Der Technologiepark an der Uni ist das Gegenteil davon. Wir schlagen daher vor, den von der Stadt isolierten Bereich Technologiepark mit der Stadt zu verknüpfen, also Südentwicklung Richtung Schwachhausen und Horn. Wer jetzt weiter raus geht über die Autobahn, würde eine neue Insel erzeugen.
Bei der Vorstellung der Ideenskizze hat sich der Eindruck aufgedrängt, dass der CDU-Fraktionsvorsitzende die Gedanken dieses Papiers nicht selbst entwickelt hat, sondern nur vorträgt. Gibt es ähnlich klingende Vorstöße aus dem Wirtschaftsressort?
Ich gehe davon aus, dass Eckhoff Beratung in Anspruch genommen hat. Das Papier hätte allerdings fachkompetenter sein können. Ob das Leute aus dem Wirtschaftsressort waren oder Ehemalige, ich weiß es nicht.
Die SPD-Fraktion hat vor zwei Jahren einmal vorgeschlagen, die Stadtentwicklung an der Hansalinie entlang zu forcieren. Damals hat die CDU gemischte Gebiete, in denen moderne Büro-Arbeit und auch Wohnen möglich sein soll, abgelehnt. Am Flughafen ist im Sinne dieser CDU-Politik ein Büro-Ghetto entstanden.
Vielleicht gewinnen wir die CDU jetzt als Koalitionspartner für eine interessantere und modernere Stadtplanung. Auch in den Hafenrevieren wollen wir Flächen für höherwertige Entwicklung. Das ist aber noch nicht Konsens mit der CDU.
Die CDU versteht die Skizze als Handreichung an die SPD.
Wir haben das gelesen, sehen das Angebot aber nicht.
Fragen: Klaus Wolschner
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