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Nach der Offensive: Contra am Ende?

■ Grenzkonflikt zwischen Nicaragua und Honduras spitzt sich zu / Ortega: Contra–Vertreibung erfolgreich

Aus Tegucigalpa S. Strubelt

Während Managua schon am Mittwoch abend die Großoffensive gegen die Contra erfolgreich beendet hatte, spitzt sich die Situation an der nicaraguanisch– honduranischen Grenze weiter zu: Um eine angebliche Intervention nicaraguanischer Truppen aufzuhalten, hat die honduranische Luftwaffe am Donnerstag Stützpunkte der nicaraguanischen Streitkräfte bombardiert, die sich nach ihrer Aussage in Honduras, laut Erklärungen der sandinistischen Regierung aber auf nicaraguanischem Territorium befinden. Gleichzeitig traf in der Militärbasis Palmerola der erste Teil der 3.200 Mann starken US–Kampftruppen ein, die der honduranische Staatspräsident Jose Azcona am Mittwoch nach Druck auf Washington zum Schutz seines Landes angefordert hatte. Zwei der vier Militärbataillone, die innerhalb von 24 Stunden mobilisiert wurden, gehören zur berüchtigten 82. Luftwaffendivision aus Fort Bragg, North Carolina, die schon bei der Intervention in Grenada eingesetzt worden war. Ortega hat mittlerweile den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UNO) angerufen und den sofortigen Abzug der US–Truppen aus Honduras verlangt. Gleichzeitig haben nach Angaben der nicaraguanischen Regierung am Donnerstag zwei Fortsetzung auf Seite 2 Kommentar auf Seite 4 F–5–Flugzeuge einen Armeeposten in San Jose de Bocay angegriffen. Die hochmodernen Flugzeuge, die Honduras im letzten Jahr von den USA gekauft hatte, warfen mehrere Bomben in der Umgebung des Militärstützpunktes nahe der nicaraguanischen Nordgrenze ab, wo sich zu diesem Zeitpunkt mehrere ausländische Journalisten versammelt hatten. Mit einer großangelegten Offensive war es der nicaraguanischen Armee in der letzten Woche gelungen, die Contras von einer gut ausgebauten Versorgungsbasis in San Jose de Bocay, direkt am Grenzfluß Rio Coco, zu vertreiben und einen Flugplatz einzunehmen. Bauern der umliegenden Regionen berichteten der liberalen honduranischen Tageszeitung Tiempo, die Contras seien mit zahlreichen Verletzten durch ihre Dörfer geflüchtet. taatspräsident Ortega versicherte am Mittwoch, seine Streitkräfte hätten den Rio Coco zu keinem Zeitpunkt überschritten. 1986 war die nicaraguanische Armee bei der Verfolgung antisandinistischer Einheiten allerdings mehrfach bis zu 15 km nach Honduras vorgestoßen. Die Großoffensive im nördlichen Grenzgebiet Nicaraguas sei schon am Mittwoch abend eingestellt worden. Dies erklärte Vizegeneralstabschef Oberst Javier Carrion vor Journalisten. Die militärische Führung der Contra sei schon am 12. und 13.März in Hubschraubern der US–Armee eilends aus der Kampfzone evakuiert worden. Nicaraguas Vizepräsident Sergio Ramirez erklärte auf einer Kundgebung in Managua, die Regierung wolle die Contra für den für Montag vorgesehenen direkten Friedensverhandlungen auffordern, die Waffen niederzulegen. Dies wird von politischen Beobachtern als Indiz für einen gelungenen Schlag gegen die Contra gewertet.

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