Nach dem WM-Spiel Portugal-Spanien: Ronaldo ehrt Uwe Seeler
Portugal und Spanien feierten am Samstag ein Fußballfest, das bleiben wird. Zwei Deppen-Fouls verhinderten den spanischen Sieg.
Cristiano Ronaldo wird dann Thema sein. Seinen irren Freistoßtreffer zum Endstand werden wir noch in so manchem Zusammenschnitt von WM-Höhepunkten sehen. Vergessen werden wir auch nicht, dass er die anderen beiden Tore ebenfalls geschossen hat, den Elfmeter in Minute drei und den Distanzschuss, den Spaniens Keeper David de Gea wohl für so harmlos hielt, dass ihm die Konzentration beim Versuch, den Ball zu fangen, flöten gegangen war.
Die WM-Statistiker waren wie immer schnell. Ronaldo ist als viertem Spieler gelungen, in vier Weltmeisterschaften Tore zu schießen. Das schafften zuvor nur Miroslav Klose, Pele und Uwe Seeler. Uwe Seeler! Ronaldo hat den Namen des Hamburger Breitscheitels in das Bewusstsein der Fußballwelt zurückgeschossen. Auch das werden wir ihm so schnell nicht vergessen.
Vergessen werden wir auch die Fouls an Ronaldo nicht. Nicht das frühe von Spaniens Nacho, das zum Elfmeter führte, noch das späte durch Gerard Piqué, das den Portugiesen den Freistoß zum Ausgleich eingebracht hat. Ronaldo hat den Elfer und das Foul höchstpersönlich herausgeholt, wie man so schön sagt. Hätte der Schiedsrichter in beiden Situationen nicht gepfiffen, es wäre genauso richtig gewesen.
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Aber so ist es eben, wenn man gegen Ronaldo spielt. Er wird nie ein Bein übersehen, über das er stolpern könnte. „Wenn da draußen ein Ronaldo spielt, dann können solchen Dinge eben passieren“, sagte Spaniens frisch gekürter Trainer Fernando Hierro nach dem Spiel. Wer Ronaldo noch nie leiden konnte, wird ihn nun noch mehr hassen, als er es vielleicht schon zuvor getan hat. Fußball kann fies sein, aber so ist Fußball nun mal.
Wie schön er sein kann, das haben die Spanier in diesem Spiel gezeigt. Die lagen zwei Mal zurück und haben nichts anderes getan, als einfach weiter Fußball gespielt. Und wie! Es war ein Kunstwerk, das die Spanier da auf den Platz gezaubert haben. Wenn sie den Ball weit vor dem eigenen Tor erobert haben, um ihn dann über 20, 30 Stationen bis zu einem Abschluss laufen zu lassen, da sahen die Portugiesen nicht viel besser aus als die bemitleidenswerte Basketballmannschaft, die auf der immerwährenden Welttournee der Harlem Globetrotter jedes Mal auf’s Neue an die Wand gespielt wird.
Portugals Trainer Fernando Santos konnte es nicht fassen, dass seine Mannschaft nur 38 Prozent Ballbesitz hatte. Das sei normalerweise anders, sagte er. Aber normal spielen die Spanier eben nicht. Dass sie mit Brachialstürmer Diego Costa, der zwei Mal traf, nun auch einen haben, dem das Fiese am Fußball im Blut liegt, verhilft ihrem schönen Spiel auch noch zu wahrer Durchschlagskraft. Man könnte das als weltmeisterlich bezeichnen.
Santos war dennoch zufrieden. Seine Spieler sowieso. Nach dem Schlusspfiff feierten die Portugiesen das 3:3 wie einen Sieg. Ihnen wird bewusst gewesen sein, dass sie eigentlich keine Chance hatten.
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