Nach dem Umsturz in Syrien: Zwei kurdische JournalistInnen durch Drohne getötet
Bei Kämpfen in Nordsyrien sind mehrere Zivilisten, darunter zwei kurdische JournalistInnen getötet worden. Offenbar mit türkischer Unterstützung.
![Menschen halten Fotos der getöteten Journalisten Nazim Dastan und Cihan Bilgin in der Hand, als sie während einer Gedenkdemonstration in dem Dorf Nusaybin im Südosten der Türkei marschieren. Zwei Journalisten, die für kurdische Medien arbeiten, wurden in Nordsyrien getötet, als sie über die Kämpfe zwischen den von der Türkei unterstützten Oppositionskräften und der syrischen Kurdenmiliz berichteten, so ein Journalistenverband. Menschen halten Fotos der getöteten Journalisten Nazim Dastan und Cihan Bilgin in der Hand, als sie während einer Gedenkdemonstration in dem Dorf Nusaybin im Südosten der Türkei marschieren. Zwei Journalisten, die für kurdische Medien arbeiten, wurden in Nordsyrien getötet, als sie über die Kämpfe zwischen den von der Türkei unterstützten Oppositionskräften und der syrischen Kurdenmiliz berichteten, so ein Journalistenverband.](https://taz.de/picture/7433398/14/37284311-1.jpeg)
Die SNA ist eine von der Türkei unterstützte und mit den neuen Machthabern von der HTS in Damaskus verbündeten Miliz, die seit der Eroberung von Aleppo mit massiver Unterstützung der Türkei gegen die kurdische YPG Miliz vorgeht.
Nach Angaben des alternativen Medienportals Bianet arbeitete die getötete Journalistin Cîhan Bilgin für die kurdische Agentur Hawar, ihr Kollege Nazim Daştan war für die der PKK nahestehende Nachrichtenagentur Firat unterwegs. Der türkische Journalistenverband forderte bereits am Wochenende Aufklärung über den Tod der beiden JournalistIinnen, dem sich auch der deutsche Journalistenverband DJV anschloss.
Der DJV Bundesvorsitzende Mika Beuster sagte am Montag: „Wenn sich herausstellen sollte, dass Cîhan Bilgin und Nazim Daştan gezielt ermordet wurden, weil sie journalistisch tätig waren, muss das Auswirkungen auf die diplomatischen Beziehungen zur Türkei haben“.
Diplomatische Bemühungen im Hintergrund
Um darüber zu reden, wie ein Krieg zwischen der Türkei und den syrischen Kurden noch zu verhindern ist, war Außenministerin Annalena Baerbock extra Ende letzter Woche nach Ankara geflogen, um sich mit ihrem türkischen Außenministerkollegen Hakan Fidan zu treffen. Sie warnte anschließend eindringlich vor einer türkischen Militärintervention in Nordostsyrien, sprach aber auch von türkischen Sicherheitsinteressen, die gewahrt werden müssten.
Im Hintergrund laufen seit Tagen intensive diplomatische Bemühungen, um einen offenen Krieg in Nordostsyrien und insbesondere einen großen Angriff auf die von Kurden bewohnte Stadt Kobanê, unmittelbar an der türkisch-syrischen Grenze gelegen, zu verhindern. Fidan hatte seiner Kollegin Baerbock zugesichert, dass die Türkei sich zurückhalten werde, wenn die neuen Machthaber in Damaskus „ihren Job machen“.
Deshalb war Fidan auch schon selbst in Damaskus, wo er forderte, dass die neue Übergangsregierung die mindestens bis zum kommenden März von der siegreichen islamischen HTS Miliz gestellt wird, die kurdische YPG Miliz und insbesondere Kämpfer in den Reihen der Kurden, die nicht aus Syrien stammen, gemeint sind PKK-Militante, entwaffnen müsse.
Verbündete US-Truppen sind zum Schutz der Stadt nach Kobanê eingerückt
HTS-Chef Mohamed al-Jolani, ein alter Bekannter von Fidan, hatte dem türkischen Außenminister bereits zugesichert, dass alle Milizen ihre Waffen in naher Zukunft abgeben müssten, auch die kurdischen Milizen im Nordosten und stattdessen eine neue einheitliche syrische Armee aufgebaut würde. Um einen unmittelbaren Angriff auf Kobanê zu verhindern, sind in den letzten Tagen mit den Kurden verbündete US-Truppen in die Stadt eingerückt.
Die kurdischen Milizen hatten gemeinsam mit den US-Truppen den IS in Syrien bekämpft und letztlich besiegt. Aus diesen Kämpfen stammt die derzeitige relative Stärke der syrischen Kurden, die im Nordosten eine Selbstverwaltung aufgebaut haben, die sie auch im „neuen Syrien“ als autonomes Gebiet behalten wollen. Der Militärchef der Kurden, Maslum Abdi hat aber bereits angeboten, seine Miliz aus Kobanê zurückzuziehen und unter US-Protektorat in der Stadt eine Demilitarisierte Zone einzurichten.
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