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Nach dem Rücktritt als SPD-ParteichefBeck bleibt Landesvater

Der SPD-Landesverband Rheinland-Pfalz steht geschlossen hinter seinem Landesvorsitzenden. Und wettert gegen Intrigen, die in Berlin gegen Beck gesponnen wurden.

Zurück zu den Wurzeln: der passionierte Rheinland-Pfälzer Beck (hier 1998). Bild: ap

MAINZ taz Krisensitzung der SPD Rheinland-Pfalz am Tag danach. Das Kabinett, die Landtagsfraktion, der Landesvorstand - alle waren in Sorge um Landesparteichef und Ministerpräsident Kurt Beck. Schmeißt er auch in seinem Stammland hin? Oder erfüllt der Pfälzer als Landesvater und Parteisoldat seine Pflicht? Nach knapp vierstündiger Debatte hinter verschlossenen Türen im Gästehaus der Landesregierung in Mainz stand dann fest: Beck bleibt bei der Stange. Am nächsten Samstag auf dem Landesparteitag in Mainz tritt er als Landesvorsitzender - der er seit 1993 ist - zur Wiederwahl an. Als Ministerpräsident gewählt ist er ohnehin bis 2011. Generalsekretärin Heike Raab (Cochem) sagte nach der Sitzung, dass die SPD in Rheinland-Pfalz "geschlossen, einmütig und mit großer Solidarität" hinter Beck stehe. Und Fraktionschef Jochen Hartloff versicherte, dass Beck jetzt der Rücken gestärkt werde: "Wir werden zusammen weiter qualitätsvolle Arbeit für Rheinland-Pfalz leisten. Da werden sich noch einige wundern!"

Es wurde zwar nicht erwartet, dass der passionierte Rheinland-Pfälzer Beck auch noch in seiner Heimat hinschmeißt. Doch hundertprozentig sicher war sich am Morgen kein Genosse. Denn alle in der SPD Rheinland-Pfalz kennen Becks Be- und Empfindlichkeiten. Sie wissen, dass "der Kurt" sensibel ist, dass er "nah am Wasser gebaut hat", wie man in der Pfalz sagt. Die "täglichen Verletzungen, die Beck in Berlin zugefügt wurden", seien denn auch die eigentliche Ursache für seinen überraschenden Rücktritt vom Amt des Bundesvorsitzenden der SPD, glaubt etwa Landtagspräsident Joachim Mertes (SPD). Mertes kann "gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte". Beck habe in Berlin "eine geschlossene Mannschaft gegen sich gehabt".

So wie Mertes denken fast alle in der SPD Rheinland-Pfalz: Der brave Beck - "verheizt" im fernen Berlin. Daheim aber steht die Partei geschlossen hinter ihm. Viele hatten ihm schon vor zwei Jahren geraten, sich nicht in die "Schlangengrube Berlin" zu begeben. Auch Mertes gehörte damals zu den Skeptikern und sieht sich heute bestätigt. Beck sei von der "Berliner Politgeisterbahn überrollt" worden. "Heckenschützen in den eigenen Reihen" sieht auch die aus Rheinland-Pfalz stammende stellvertretende Bundesvorsitzende Andrea Nahles (MdB) "am Werk", sagte sie am Sonntagabend im Lokalfernsehen (SWR). Die Linke in der SPD, so Nahles mit Blick wohl auch auf den designierten neuen Bundesvorsitzenden Franz Müntefering, werde jetzt zusammenrücken und die linke Seite auf dem politischen Feld der Republik nicht kampflos der Partei Die Linke überlassen.

Zunächst aber rückt die SPD Rheinland-Pfalz ganz eng zusammen. Beck sei ein "hervorragender Ministerpräsident und Landesvorsitzender", urteilt etwa die Landesministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, Doris Ahnen (44), die bereits vor dem Desaster in Berlin als Kronprinzessin von "König Kurt" gehandelt wurde; Ahnen selbst hat entsprechende Ambitionen allerdings immer bestritten. Becks Rücktritt müsse man akzeptieren, meinte sie, Auswirkungen auf Rheinland-Pfalz aber, davon ist Ahnen überzeugt, hätten die traurigen Vorgänge in Berlin nicht. Als Nachfolger von Beck im Gespräch war auch schon Hendrik Hering (44) aus dem Westerwald, Landesminister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau. Doch der eher introvertierte Hering wird selbst von Parteifreunden als Langeweiler apostrophiert. Das kommt beim feierlustigen Volk zwischen Rhein, Mosel und Pfalz nicht so gut an. Hering weiß das auch. Beck sowieso. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

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