Nach dem Beben in Kroatien: Angst wegen AKW Krško
Viele zweifeln an der Unversehrtheit des Atomkraftwerks, das nur 20 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt. Kritik kommt auch aus Österreich.
„Die Betreiber berufen sich darauf, dass das Kraftwerk für eine Erdbebenstärke von 8,0 ausgelegt ist, das Beben aber nur eine Stärke von 5,5 erreichte“, sagt Toni Vidan von der Grünen Aktion Zagreb. Seine NGO ist eine von vielen, die seit Jahren gegen das Kraftwerk protestieren.
Bereits Ende der 80er Jahre kamen die Journalisten der damaligen Zeitung des Kommunistischen Jugendverbandes, Mladina, zu dem Schluss, dass der Meiler wegen der Erdbebengefahr stillgelegt werden sollte. Das Kraftwerk mit einem Druckwasserreaktor liegt auf slowenischer Seite an der kroatischen Grenze.
Ein Greenpeace-Gutachten kam bereits Anfang der 2000er zu dem Ergebnis, dass das AKW Krško einem starken Erdbeben nicht standhalten kann. Dagegen erklärte 2007 die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), dass die Sicherheit des Kraftwerks gewährleistet sei. Der Standort berge kein größeres seismologisches Risiko.
Sogar zweiter Kraftwerksblock in Planung
Selbst nach den Unfällen in Fukushima und mehreren „Vorkommnissen“ in Krško, die auch zu zeitweiligen Betriebsstilllegungen führten, zeigten die Regierungen beider Staaten keine Neigung, etwas an ihrer Atompolitik zu ändern. Sie wollten sogar einen zweiten Kraftwerksblock bauen. Auch wenn dieser Plan fallen gelassen wurde, beschlossen beide Seiten 2013, dass Krško noch bis 2044 am Netz bleiben soll.
Der Grund: Das Kraftwerk deckt heute fast 40 Prozent des Energiebedarfs Sloweniens und immerhin 15 Prozent den Kroatiens. Die Politiker vor allem in Slowenien haben es versäumt, die Weichen rechtzeitig in Richtung erneuerbare Energien zu stellen.
Dass ausgerechnet der kürzlich wieder zu Macht gekommene slowenische, rechtsgewendete Ministerpräsident Janez Janša Ende der 80er Jahre zur Redaktion der aufmüpfigen Zeitung Mladina gehörte, die Krško kritisierte, jetzt aber hinter dem AKW steht, überrascht allerdings wenige.
Österreichische Konservative unterstützten dagegen den Protest von NGOs und Linksliberalen in den Betreiberstaaten. Die slowenischen Behörden hätten entschieden, das AKW trotz des Bebens nicht abzuschalten und Analysen und Kontrollen bei laufendem Betrieb durchzuführen, monierte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser. „Auch wenn ein Supergau wie in Fukushima vielleicht nie eintreten wird: Die Gefahr, die Ungewissheit, insbesondere in dem alten Reaktor in Krško, ist permanent da“, betonte Kaiser. Er erwarte von der EU rigorose Schritte und Hilfen für alle Staaten, die aus der Atomenergie aussteigen wollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut