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Nach dem Ausscheiden gegen SpanienItaliens Trainer vor der Entlassung

Die Hitze allein kann nicht erklären, warum Italien so passiv blieb. Der Verbandspräsident meldete sich gleich zu Wort, nahm die Elf in Schutz - jedoch ausdrücklich nicht ihren Trainer Donadoni.

Selbstverschuldet in die Niederlage: Trainer Donadoni bei seinen Spielern. Bild: reuters

WIEN taz Nach diesem Gipfel der Langeweile, der nur im Elfmeterschießen zu entscheiden war, schlich sich ein Mann aufs Podium, der eigentlich nichts mit diesem Viertelfinale zu tun hatte. Er sah aus wie ein Abkömmling der Medici. Er schaute sehr selbstbewusst in die Runde, ja auch ein bisschen verschlagen. Dieser Mann sprach über die Zukunft des italienischen Trainers Roberto Donadoni.

Der Weltmeister hatte sich im Penaltyschießen Spanien mit 2:4 beugen müssen, das Aus kam früh in diesem Turnier, zu früh für Donadoni, dessen Vertrag sich erst mit Erreichen des Semifinales automatisch verlängert hätte. Aber so war die Zeit des Giancarlo Abete angebrochen, seines Zeichens Präsident des italienischen Fußballverbandes Federcalcio.

Der Herr Abete gab sich alle Mühe, seine Zweifel und Vorbehalte am jungen, noch wenig erfolgreichen Commissario tecnico in wohlfeile Worte zu kleiden. Er sagte, man müsse die Emotionen beiseite Schieben, die Eindrücke sacken lassen, erst dann könne über das Schicksal von Donadoni entschieden werden. Er bekannte sich ausdrücklich nicht zum Trainer, sondern verblieb im Ungefähren.

Mit einem Rauswurf des früheren AC-Milan-Profis muss deshalb wohl in den nächsten Tagen gerechnet werden, warum sonst sollte Abete nach dem Scheitern der Squadra Azzurri vor die Presse getreten sein und vom "Ende eines Zyklus'" fabuliert haben. Ja gut, er lobte die mannschaftliche Geschlossenheit, aber im gleichen Atemzug rügte er die Fitness-Defizite der italienischen Auswahl. Da müsse sich etwas tun, appellierte Abete. "Wir haben unsere Ziele nicht erreicht." Basta. Es war ein merkwürdiger, ein maliziöser Auftritt, den die Uefa, sonst auf Einhaltung aller Regeln auf Penibelste bedacht, besser verhindert hätte.

Donadoni, dessen Team schon am Montag kurz vor fünf von Wien nach Mailand in die Heimat fliegt, legte unterdessen sein Schicksal in die Hände des Presidente. "Ich bin sehr gespannt, was mich erwartet", sagte Donadoni. Als die Fragen nach seinen Vermutungen und Hoffnungen drängender wurden, sagte der 44-Jährige: "Ich kann keine Antwort darauf geben, weil ich es nicht beeinflussen kann." Davor hatte er ein Plädoyer auf sein Team gehalten, das haarscharf an der Realität vorbeigegangen war.

Alle hätten hervorragend gespielt, er sei sehr stolz auf die Mannschaft. Es tue ihm leid für seine Kicker, "weil sie echt gut waren", sagte Donadoni. Irgendwann war das Maß an Schönfärberei aber voll und der beargwöhnte Trainer musste einräumen, dass die Squadra doch körperlich am Ende war.

Doch wie konnte Donadoni behaupten, seine Elf hätte jede Konterchance nutzen wollen? Davon war auf dem Spielfeld des Wiener Ernst-Happel-Stadion rein gar nichts zu sehen. Immer dann, wenn sich die Chance zum schnellen Spiel nach vorne bot, verharrte Italien. Von diesem Bazillus war leider auch das spanische Team von Coach Luis Aragonés befallen. "Das Tempo hat heute fast völlig gefehlt, vor allem beim Ballvortrag", sagte der alte Mann.

Am bislang heißesten Tag des Turniers (33 Grad) entwickelte sich ein Fußballspiel, das die Geduld der 50.000 Zuschauer arg strapazierte. Ein träger Kick war zu erdulden: Quergeschiebe des Balles, kaum Torchancen und zwei vermeintliche Spitzenteams, die nichts anderes als drögen Sommerfußball zeigten.

Diese Partie war eine einzige Enttäuschung, zumal die Spanier und ihr hochgelobtes Sturmduo Fernando Torres und David Villa ohne Fortune und gescheite Zuspiele ihr Dasein fristeten. Italien kam nur auf bemitleidenswerte vier direkte Schüsse aufs Tor von Iker Casillas, in 120 Minuten wohlgemerkt. Luca Toni traf wieder nicht.

Seit einer halben Ewigkeit ist Toni ohne Torerfolg in der Auswahl. Er mühte sich, aber das Schema F der Italiener (hohe Bälle auf Toni) hatten die Spanier schnell durchschaut. Da half selbst der haarige Aberglauben nichts, ein sprießendes Oberlippenbärtchens könnte Toni Tore bescheren. Auch eine Ohrläppchen-Massage brachte nicht den erhofften Erfolg.

Jetzt müssen die Italiener ihre Seelen massieren, vor allem die gescheiterten Elfmeterschützen de Rossi und di Natale.

Und nicht zu vergessen: Roberto Donadoni, der Trainer im Wartestand.

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