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Nach dem Anschlag in MünchenMenschen­kette gegen AfD-Gewächse

Die Münch­ne­r*in­nen haben gezeigt, dass man auch anders als die Politik mit Anschlägen umgehen kann: Im Zen­trum steht die Solidarität mit den Opfern.

TeilnehmerInnen der Menschenkette um den Gedenkort für die Opfer des Anschlags in München am 16.02.205 Foto: Michael Bihlmayer/imago

Das was heute passiert ist, das können wir gut verwerten“, sagt Rene Dierkes, AfD-Landtagsabgeordneter in Bayern zu seinem Parteikollegen Stephan Protschka aus dem Bundestag. Sie stehen am Sonntagmittag in einer Gruppe, die am Tatort des Anschlags in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs Blumen ablegen will. Dass es ihnen herzlich wenig darum geht, ihr ehrliches Mitgefühl für die Opfer zu zeigen, wird spätestens durch dieses zufällig mitgefilmte Gespräch klar.

Sonderlich weit kommen sie aber nicht. Eine Menschenkette stellt sich ihnen in den Weg. Betroffene des Anschlags, Ge­werk­schaft­le­r*in­nen und Ak­ti­vis­t*in­nen wehren sich gegen die Inszenierung von rechtsaußen und verhindern, dass die AfD am Gedenkort Blumen ablegen und wieder einmal eine schreckliche Mordtat für ihre rassistische Remigrations-Agenda missbrauchen kann.

Schon seit dem frühen Morgen wurde in der Münchner Zivilgesellschaft mobilisiert. Am Ende müssen Stephan Protschka und seine Kol­le­g*in­nen an einen nahe gelegenen Alternativort ausweichen.

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Zwei Opfer des Anschlags sind ihren Verletzungen erlegen, Amel und ihre zweijährige Tochter Hafsa. In einem Statement baten die Angehörigen der beiden, die Tat nicht politisch zu instrumentalisieren und weiteren Hass zu schüren. AfD und Co. ignorierten diesen Wunsch konsequent. Ganz im Gegensatz zu denen, die sich den Rechten in den Weg gestellt haben.

Die Menschenkette reiht sich ein in eine ganze Reihe von Aktionen der Münchner Zivilgesellschaft, gewerkschaftlicher und antifaschistischer Bewegung gegen eine Vereinnahmung der schrecklichen Tat in München. Noch am Tag des Anschlags veranstalteten sie eine Kundgebung, auf der gewerkschaftliche Ver­tre­te­r*in­nen und Betroffene sich klar gegen Forderungen nach noch mehr Abschiebungen, noch mehr Asylrechtsverschärfungen aussprachen.

Die Opfer seien selbst für mehr Solidarität auf die Straße gegangen, der Angriff auf sie dürfe nicht für weitere gesellschaftliche Spaltung missbraucht werden. Nicht durch die AfD und auch nicht durch SPD-Kanzler Olaf Scholz oder Bayerns CSU-Ministerpräsident Markus Söder, die mit ihren Forderungen nach einem härteren Kurs gegen Mi­gran­t*in­nen „nicht einmal warten konnten, bis das Blut der Opfer auf der Straße getrocknet“ sei, so die Worte eines Betroffenen.

München erlebte am Donnerstag einen schrecklichen Anschlag. Aber die Münch­ne­r*in­nen haben gezeigt, dass sie sich nicht spalten lassen. Im Zen­trum steht die Solidarität mit den Opfern. Nicht nur in Worten, sondern auch ganz praktisch auf der Straße. Das macht einen Unterschied – weit über München hinaus.

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