Nach dem Anschlag in Manchester: Drei weitere Festnahmen
Die britische Polizei sucht nach möglichen Komplizen des Täters. In Deutschland werden die Sicherheitskonzepte für Veranstaltungen wie den Kirchentag überprüft.
Nach dem Anschlag von Manchester sucht die britische Polizei fieberhaft nach möglichen Komplizen des Selbstmordattentäters, die weitere Anschläge verüben könnten. Großbritannien rief die höchste Terrorwarnstufe „kritisch“ aus, derzufolge mit einem unmittelbar bevorstehenden Anschlag gerechnet werden muss, wie Premierministerin Theresa May am Dienstagabend in London sagte. Auch in Deutschland wurden die Sicherheitskonzepte für Großveranstaltungen wie dem Kirchentag in Berlin überprüft.
Regierungschefin May machte deutlich, „dass es eine größere Gruppe von Personen“ geben könnte, die mit dem Anschlag auf ein Pop-Konzert am Montagabend in Manchester in Verbindung stehen. Bisher nahm die Polizei nur einen 23-Jährigen in Manchester fest, seine Beziehung zu dem Täter blieb zunächst unklar.
Der Selbstmordattentäter wurde mittlerweile identifiziert: Es ist laut Polizei der 22-jährige Salman Abedi, der Medienberichten zufolge 1994 in Manchester geboren wurde und sein Wirtschaftsstudium abgebrochen hatte. Seine Familie soll aus Libyen stammen und vor Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi geflohen sein. Er hatte sich nach dem Konzert von US-Teenie-Idol Ariana Grande im Eingangsbereich der 21.000 Plätze großen Manchester Arena in die Luft gesprengt.
22 Menschen wurden getötet und 59 verletzt, darunter viele Kinder und Jugendliche. Das jüngste bislang bestätigte Todesopfer ist ein achtjähriges Mädchen, die gemeinsam mit ihrer Mutter und Schwester das Konzert besuchte. Unter den Verletzten sind nach Angaben von Ärzten 12 Menschen, die unter 16 Jahre alt sind. Manche Eltern suchten auch am Dienstag noch nach ihren vermissten Kindern.
Zu der Tat bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Wie und wo genau sich Abedi radikalisiert haben könnte, blieb zunächst offen. Nach Angaben der Zeitung Guardian soll er regelmäßig mit seinem Bruder Ismael die Moschee besucht haben. Der Vater sei in der libyschen Gemeinde von Manchester äußerst bekannt gewesen, er halte sich derzeit aber in Tripolis auf.
Besucher des Konzerts berichteten teils von laxen Sicherheitskontrollen. Die Betreiber der Arena verwiesen darauf, dass sich der Anschlag „außerhalb des Veranstaltungsortes an einem öffentlichen Ort“ ereignet habe. Der Selbstmordattentäter sprengte sich im Eingangsbereich der Halle in die Luft, die einen Zugang zu einem Bahnhof hat.
Soldaten sollen Veranstaltungen sichern
Premierministerin May kündigte nun an, dass künftig auch Soldaten zur Sicherung von strategischen Orten und womöglich auch Veranstaltungen zum Einsatz kämen. Dadurch habe die Polizei mehr Kapazitäten für Patrouillen. Eine ähnliche Regelung ist auch in Frankreich seit den islamistischen Angriffen in Paris in Kraft. In Großbritannien wurde diese Maßnahme im Anti-Terror-Kampf bisher noch nicht ergriffen.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière sagte mit Blick auf Großveranstaltungen wie den Evangelischen Kirchentag in Deutschland, die Sicherheitskonzepte der Veranstalter seien nach dem Anschlag von Manchester noch einmal überprüft worden. Künftig sollten nicht nur Zugangskontrollen, sondern auch „die Situation nach Abschluss der Veranstaltung, wenn die Menschen die Hallen oder Stadien verlassen, genau in den Blick“ genommen werden, sagte der CDU-Minister der Bild-Zeitung vom Mittwoch.
Der Anschlag rund zwei Wochen vor den britischen Parlamentswahlen am 8. Juni hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. US-Präsident Donald Trump bezeichnete Attentäter als „bösartige Verlierer“. Es war der blutigste Anschlag in Großbritannien seit den Anschlägen auf die Londoner U-Bahn 2005 mit 52 Toten.
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