Nach dem Anschlag in Istanbul: Täter soll IS-Anhänger gewesen sein
Nach dem Selbstmordattentat von Istanbul fiel der Verdacht sofort auf die PKK oder auf die Terrormiliz IS. Jetzt hat Ankara offenbar Gewissheit.
Nach Angaben des Innenministers wurden fünf Verdächtige im Zuge der Ermittlungen festgenommen. Bereits kurz nach dem Anschlag am Morgen hatten türkische Behörden erklärt, der IS sowie die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK stünden unter Verdacht. Details zu dem mutmaßlichen Selbstmordattentäter gab Ala nicht bekannt. Die private türkische Nachrichtenagentur Dogan berichtete, es seien DNA-Proben von Familienmitgliedern zweier möglicher IS-Kämpfer genommen worden, die das Attentat verübt haben könnten. Offiziell bestätigt wurde dies nicht.
Es war bereits der sechste Selbstmordanschlag in der Türkei seit Juli 2015. Für die fünf vorangegangenen Anschläge mit mehr als 200 Toten hatten sich entweder kurdische Extremisten verantwortlich erklärt oder die türkischen Behörden machten den IS als Urheber aus. Erst vor einer Woche kamen bei einem Bombenattentat in Ankara 37 Menschen ums Leben. Im Januar waren ebenfalls in Istanbul zwölf Deutsche bei einem Anschlag getötet worden. Bei dem jüngsten Attentat wurden vier Menschen getötet und 36 weitere zum Teil lebensgefährlich verletzt.
Die Explosion ereignete sich vor einem örtlichen Regierungsbüro auf der Istiklal-Straße, wo sich auch Cafés, Restaurants und ausländische Konsulatsgebäude befinden. In dem Viertel liegt auch das deutsche Konsulat. Es war in den vergangenen Tagen wegen Sicherheitsbedenken geschlossen geblieben.
Regierungschef Ahmet Davutoglu berief nach dem Anschlag ein Sicherheitstreffen ein. „Die Türkei hat immer gesagt, dass Terrorismus keine Religion, keine Sprache und keine Rasse hat und dass Terrorismus verurteilt werden muss, ganz egal, wer die Täter sind“, ließ er mitteilen. Der Anschlag habe einmal mehr gezeigt, wie richtig diese Position sei.
Mehr Sicherheitsvorkehrungen fürs Frühjahrsfest
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verurteilte die Tat ebenso, wie der Sprecher des amerikanischen Sicherheitsrates, Ned Price. Die Türkei hatte die Sicherheitsvorkehrungen in Ankara und Istanbul im Vorfeld eines kurdischen Frühjahrsfest am 21. März verstärkt. Kurden im Land nutzen das Ereignis traditionell dazu, mehr Rechte zu fordern.
Die PKK kämpft im Südosten der Türkei seit mehr als drei Jahrzehnten für ein autonomes Gebiet; Zehntausende kamen in dem Konflikt um. Nach dem Abbruch des Friedensprozesses zwischen der Türkei und der PKK im Sommer 2015 geht das türkische Militär dort gegen kurdische Rebellen vor.
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