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Nach Tod von Robert EnkeUmdenken im Profifußball gefordert

Nach dem Suizid von Nationaltorwart Robert Enke fordern dessen Weggefährten ein Umdenken im Profifußball - und bessere psychologische Betreuung.

Abschied von einer Nummer eins: Robert Enke. Bild: dpa

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14 Kommentare

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  • RM
    Reinhard Moysich

    Zufriedenheit kann gefördert und erlernt werden.

    Der tragische Selbstmord des Nationaltorwarts Enke scheint auch etwas Positives in Gang gesetzt zu haben: auf allen Ebenen der Gesellschaft - und auch bei der viel gefragten BNN-Telefonaktion - gibt es nun erfreulicherweise ein Nachdenken darüber, was geändert werden sollte, um Ähnliches in Zukunft zu verhindern und allgemein Depressionen vorzubeugen.

     

    Mir fallen hierzu folgende Beispiele ein, was angestrebt werden sollte:

    Verringerung allen negativen Stresses in Familie, Schule, Ausbildung und Beruf (z.B. durch Zugestehen von mehr Zeit, um ein Ziel zu erreichen);

    neues Schulfach „Lebenskompetenz und Glück“ (dafür Streichen der vielen stressigen Stoffe, welche - nach einer noch zu erstellenden wissenschaftlichen Analyse - sich für die meisten Schüler als nicht lebensnützlich erweisen);

    mehr Zusammenarbeit (Teamwork) statt Konkurrenzdenken;

    mehr Lebensqualität statt -quantität (z.B. gutes Betriebsklima wichtiger einschätzen als höheres Gehalt);

    mit allen Sinnen leben (statt sich auf nur wenige zu beschränken) - und von daher mehr das „pralle“ Leben genießen;

    mehr achten auf innere statt äußere Werte;

    Menschenrechte als höchste Werte ansehen;

    streben nach Freude am Sport oder an der Arbeit - statt nach Leistung oder Karriere (welche sich dann fast von alleine einstellen);

    nicht zu viel erwarten, realistisch und dabei möglichst optimistisch denken;

    von vornherein bei sich selbst und anderen mit Fehlern rechnen, welche zum Menschen naturgemäß dazugehören und für das Lernen sehr nützlich sind („Lob des Fehlers“);

    Streben nach einem mittleren Schwierigkeitsniveau in Arbeit und Sport, welches weder zu leicht noch zu schwierig ist;

    partnerschaftliche Grundhaltung (darauf achten, dass es sowohl einem selbst möglichst gut geht wie auch den Mitmenschen: denn wenn ich zu sehr auf mich achte, bekomme ich berechtigten Ärger mit den anderen; wenn ich mich zu sehr bemühe, dass es anderen gut geht, komme ich zu kurz und „brenne“ womöglich „aus“);

    Andersartigkeit (der eigenen oder anderen Person) als Bereicherung des Lebens sehen („Vielfalt statt Einfalt“);

    Lebensschwierigkeiten als einen notwendigen Motor des Lebens und als Herausforderung sehen;

    Konzentration auf alles „Positive“ statt „Negative“ (z.B. in Medien, Erziehung, Schule, Sport, Beruf, Partnerschaft);

    in allem „Negativen“ auch das „Positive“ entdecken (z.B. berichten etliche Krebskranke, dass sie nach der Diagnose „Krebs“ zunächst sehr deprimiert waren; erst da wurde ihnen die Kostbarkeit und Einzigartigkeit des Lebens bewusst und wie wenig liebevoll sie bisher damit umgegangen waren; sie fangen an, viel bewusster, intensiver zu leben, sich auch über Kleinigkeiten zu freuen und haben nun - dank Krebs oder besser aufgrund ihrer eigenen Umbewertung des Lebens - wesentlich mehr vom Leben; sie sagen, für ihr neues, besseres Lebensgefühl die Diagnose „Krebs“ sogar „gebraucht“ zu haben!);

    schließlich: Freude und Dankbarkeit über jeden Tag, an dem man noch lebt, da dieses Leben mit seinen unendlich vielen positiven Möglichkeiten sehr gefährdet ist und schon in jeder nächsten Sekunde beendet sein kann.

     

    Reinhard Moysich

    (Diplom-Psychologe)

    www.re-mo.de

  • TJ
    Thomas Jakubovics

    Die Kommentare zeugen teilweise von Ignoranz und Dummheit. Gegen die ist bekanntlich kein Kraut gewachsen.

    Es gilt m.E. inne zu halten. Es ist sicher auch Zeit für Reflektion. Was läuft falsch in einer Zeit von Druck, Arbeitslosigkeit, Massenentlassung, nicht Kranksein dürfen, etc ?. Weitermachen ?.

    Es gab kein Staatsbegräbnis. Es war Wunsch der Fans Abschied zu nehmen. Zu trauern. Auch um den Lokführer!.

    Ich bin stolz auf meine Stadt; Hannover hat inne gehalten. Das Leben geht weiter und jeder kann es für sich und seine Mitmenschen so gestalten, dass es -

    wider allem Stigma - Freude bereitet.

  • BA
    bürger arsch

    ach und noch was, mein beileid dem armen zugführer der jetzt wohl auch psychologische betreuung braucht. wenn ich mich umbringe dann bitte schön an einem baum, der hat keine probleme damit.

  • BA
    bürger arsch

    mein beileid für frau enke und die familie.

    aber:

    wer war enke? dass so ein theater um seinen selbstmord veranstaltet wird?

    was sind depressionen? gefühlszustände an denen schwache menschen zerbrechen.

    also was soll das theater um einen selbstmörder ? passiert jeden tag. es gibt wahrlich viel wichtigeres das jeden tag von den medien unterschlagen wird.

    ich ärgere mich blos noch. läst seine frau und kind alleine sitzen und kriegt noch ein staatbegräbniss erster klasse wie einer der was geleistet hat für die gesselschaft.

  • M
    mow

    Vielen Dank für euere in jeder Beziehung respektvolle und ruhige Berichterstattung zum Tod von Robert Enke!

  • OH
    Oeter H. Nissen

    Unglaublich, dass taz-Leser derart zynische Kommentare absondern können.

  • M
    mama

    Wo bleibt Behle?

    Wer ist R. Enke?

    Neues TV-Format?: DSDST (Deutschland sucht den Supertoten

    denn es geht den meisten Tränenheuchlern nicht um Anteilnahme, sondern nur um Teilnahme an einem Superereignis.

     

     

    mama

  • W
    Wolfgang

    Bis vor wenigen Tagen hatte ich den Namen Enke noch nie gehört. Hr. Enke hat sich nun vor einen Zug geworfen. Damit gehört er zu den 3 Deutschen, die sich durchschnittlichen täglich vor einen Zug werfen. Im Fall Enke wurde dazu das Fernsehprogramm geändert. (Dafür zahle ich GEZ-Gebühren!) Die Vorsitzende der evangelischen Bischofskonferenz, Fr. Käsmann, fand sofort die Zeit, einen Gottesdienst zu seinen Ehren zu halten. (Als ob die evangelische Kirche keine anderen Probleme hätte.) Man hatte fast das Gefühl, Fr. Merkel oder Hrn. Obama sei etwas passiert. Wie wird eigentlich die Wichtigkeit eines Menschen bewertet? Wie gesagt, bis vor 3 Tagen hatte ich noch nie etwas von einem Hrn. Enke gehört.

  • K
    Kommentator

    Vielen Dank, dass es nun den Millionären im Profifußball besser gehen soll...

     

    ...und der Rest im Arbeitsleben und auch schon in der Schule und in der Uni immer mehr abkackt.

     

    Burnout, Depressionen, Suizidversuche, Freitode - ganz in neoliberaler Tradition.

     

    Euer Pseudomitleid kotzt micht gewaltig an!

     

    RIP, Herr Benke.

     

    Und allen Nichtpromis wünsche ich mal - im Gegensatz zu den vielen Promifans hier - alles Gute für IHRE Gesundheit und alles Schlechte gegen ihre Ursachen.

     

    Lasst euch nicht runterziehen, sondern kämpft für echte Besserung!

  • T
    Tom

    Es muss vor allem ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden! Psychische Krankheiten müssen von der Gesellschaft endlich als „normale“ (lebensbedrohliche) Krankheiten akzeptiert werden. Aber so lange depressive Menschen weiterhin als „verrückt“ oder „nicht ganz richtig in der Birne“ tituliert werden – und diese nur in Irrenhäusern oder in der Klapsmühle geheilt werden können, wirds wohl noch weitere tragische Fälle geben.

    Insofern hat der Tod von Robert Enke vielleicht Signalwirkung, die zur besseren Akzeptanz der Krankheit führen kann. So traurig die Geschichte auch ist. Denn als Fußballheld hat er ja einen ganz anderen Stand in der Gesellschaft.

  • M
    Martin

    würde ich millionen euros im jahr verdienen, hätte ich millionen fans, und das alles nur weil ich einem ball spiele, dann bräuchte ich auch psychologische betreuung.

  • O
    ochsausBayern

    Ich weiß auch nicht, wie behauptet werden kann, dass niemand von der Erkrankung wusste. Die Erkrankung, m.W. begonnen in Barcelona, war ein nahezu offenes Geheimnis. Meines Wissens wussten u.a. Hoeneß, Löw+DFB-Spitze, die Barca-Verantwortlichen, Kind, einige der Torwartkonkurrenten, wohl sicher der Fromlowitz+Berater und eben auch Daum davon. Selbst völlig ohne Insiderwissen hätte vom Verhalten einiger Personen gegenüber Enke darauf schliessen können.

     

    Es wäre zu begrüßen, wenn Depressionen nicht mehr ein Karriere vernichtendes Stigma sein würden.

  • A
    anke

    Ich glaube kaum, dass mehr Psychiater die Probleme lösen, die durch falsche Prioritäten und Strukturen entstehen. Muskelfaserrisse lassen sich ja auch nicht dadurch verhindern, dass man mehr Chirurgen am Spielfeldrand aufbaut. Man kann ihnen allerdings wirksam vorbeugen. Man muss nur wissen wollen, wie das geht.

  • T
    TheOrbitter

    Was? Profifußballer wollen (besser) psychologisch betreut werden? Weswegen? Weil sie für 90-Minuten-hinter-einem-Ball-herhecheln-und-ab-und-zu-davortreten Gehälter abkassieren, die sonst nur Mafiabosse, Top-Manager und Banken-Vorstände bekommen? Sagt mal, tickt ihr noch ganz sauber? Werden dann demnächst Schreiner, Busfahrer, Comiczeichner, Verkäufer und Straßenreiniger auch psychologisch betreut, weil sie solche Gehälter nicht bekommen? Mannmannmann, zwischen 9.000 und 10.000 Menschen bringen sich jedes Jahr in Deutschland um. Jetzt ist einmal ein Profi-Fußballer dadrunter, der zudem auchnoch unbeteiligte in sein aus-dem-Leben-scheiden hineinziehen mußte, und seit Tagen gibt es kein anderes Thema mehr. Oder war Enke der Messias und ich hab's verpaßt und wenn's statt ihm der Podolski gewesen wäre, dann wär das inzwischen schon kein Thema mehr?