Nach Terroranschlag in Kaschmir: Indien greift Pakistan an – mehrere Tote und Verletzte
Laut indischer Regierung hat Indien Ziele in Pakistan angegriffen. Die pakistanische Armee erklärte, sie habe darauf indische Kampfjets abgeschossen.
Wie die Polizei und Augenzeugen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters berichteten, gab es zwischen den Armeen beider Länder in Kaschmir an mindestens drei Orten heftigen Schusswechsel. Ein Sprecher des pakistanischen Militärs sagte dem Sender ARY, Indien habe an drei Orten sogar mit Raketen angegriffen und erklärte, Pakistan werde umgehend auf die Angriffe reagieren.
Die indische Regierung erklärte, ihre Streitkräfte hätten die „Operation Sindoor“ eingeleitet. Terroristische Infrastrukturen in Pakistan und im pakistanisch besetzten Jammu und Kaschmir würden angegriffen. Von dort seien Terroranschläge gegen Indien geplant und gesteuert worden. „Unsere Aktionen waren gezielt, maßvoll und nicht eskalierend“, hieß es. „Es wurden keine pakistanischen Militäreinrichtungen angegriffen. Indien hat bei der Auswahl der Ziele und der Art der Ausführung beträchtliche Zurückhaltung geübt.“ Nach ihren Angriffen erklärte die indische Armee am Mittwoch auf X: „Der Gerechtigkeit ist Genüge getan.“
Der pakistanische Ministerpräsident Shehbaz Sharif sagte, Islamabad reagiere auf die indischen Angriffe, nannte aber keine Einzelheiten. In der bevölkerungsreichen pakistanischen Provinz Punjab wurde der Notstand ausgerufen. Krankenhäuser und Rettungsdienste wurden in höchste Alarmbereitschaft versetzt, so der Ministerpräsident. Ein pakistanischer Militärsprecher teilte dem pakistanischen Nachrichtensender Geo News mit, dass zu den von Indien getroffenen Einrichtungen auch zwei Moscheen gehörten und dass es mindestens 8 Tote und 35 Verletzte gegeben habe. Der indische Sender CNN News-18 berichtete unter Berufung auf indische Insider, bei dem Angriff seien 12 Terroristen getötet und mindestens 55 Menschen verletzt worden. Reuters konnte diese Angaben bisher nicht unabhängig voneinander bestätigen.
Der pakistanische Verteidigungsminister Khawaja Muhammad Asif erklärte gegenüber dem Sender, dass es sich bei allen von Indien angegriffenen Orten um zivile Einrichtungen und nicht um Lager militanter Gruppen gehandelt habe. Er sagte, Indien habe die Raketen von seinem eigenen Luftraum aus abgefeuert, und die Behauptung Indiens, es habe auf „Terroristenlager“ gezielt, sei falsch. Asif erklärte außerdem, Pakistan habe fünf indische Kampfjets und eine Drohne abgeschossen, was die indische Regierung ihrerseits bisher nicht bestätigt hat. Aus örtlichen Regierungskreisen hieß es jedoch, dass drei Kampfjets im indischen Gebiet Jammu und Kaschmir abgestürzt seien.
UN zeigen sich besorgt
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), António Guterres, zeigte sich sehr besorgt über die indischen Militäroperationen in Pakistan und im pakistanisch verwalteten Kaschmir. „Der Generalsekretär ist sehr besorgt über die indischen Militäroperationen jenseits der Kontrolllinie und der internationalen Grenze. Er fordert von beiden Ländern ein Höchstmaß an militärischer Zurückhaltung“, sagte sein UN-Sprecher am Dienstag und fügte hinzu: „Die Welt kann sich eine militärische Konfrontation zwischen Indien und Pakistan nicht leisten.“
Trump nennt Angriffe „eine Schande“
US-Präsident Donald Trump hat die zunehmenden Spannungen zwischen Indien und Pakistan als „Schande“ bezeichnet. „Ich schätze, die Leute wussten, dass etwas passieren würde, wenn man ein wenig in die Vergangenheit blickt. Sie kämpfen schon seit langem“, sagte er am Dienstag (Ortszeit) vor Reportern im Weißen Haus und ergänzte: „Ich hoffe nur, dass es sehr schnell vorbei ist.“ US-Außenminister Marco Rubio sagte auf X, er beobachte die Situation zwischen Indien und Pakistan genau und, dass Washington sich weiterhin für eine friedliche Lösung zwischen den atomar bewaffneten asiatischen Nachbarn einsetzen werde. Die indische Botschaft in Washington teilte mit, dass der indische nationale Sicherheitsberater Ajit Doval mit Rubio gesprochen und ihn über die militärischen Aktionen Indiens informiert habe. In den vergangenen Tagen hatte Washington Indien und Pakistan aufgefordert, miteinander gegen Extremisten zu arbeiten, um die Spannungen zu deeskalieren und eine „verantwortungsvolle Lösung“ zu finden.
Airlines ändern Flugrouten
Mehrere Fluggesellschaften haben wegen des eskalierenden Konflikts zwischen den beiden Ländern und der Schließung des pakistanischen Luftraums begonnen, ihre Flüge umzuleiten. Darunter fallen unter anderem Korean Air, Thai Airways International, Vietnam Airlines und die taiwanesischen Fluggesellschaften China Airlines und EVA Air. Eine Reihe von internationalen Fluggesellschaften, darunter Air France und Lufthansa, haben ihre Flüge umgeleitet, um Pakistan nicht zu überfliegen.
Die ohnehin schwierigen Beziehungen zwischen Indien und Pakistan hatten sich zuletzt deutlich zugespitzt nach einem Anschlag am 22. April im indischen Teil Kaschmirs, bei dem 26 Hindu-Touristen getötet wurden. Indien warf Pakistan eine Beteiligung vor. Pakistan wies dies zurück. Am Dienstag starben 7 pakistanische Soldaten, als ihr Fahrzeug von einem Sprengsatz in der Provinz Belutschistan getroffen wurde. Pakistan sprach unmittelbar von einem Anschlag durch Indien. Indien beschuldigt Pakistan seit langem, islamische Extremisten zu unterstützen.
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