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Nach Selbstmord von Aaron SwartzAnonymous auf Rachefeldzug

Die Hackergruppe Anonymous reagiert auf den Selbstmord des Netzaktivisten Aaron Swartz: Sie dringt in Rechner des US-Justizministeriums ein und hinterlässt eine Drohung.

Aaron Swartz hatte Mitte Januar Selbstmord begangen. Bild: dpa

WASHINGTON dpa | Aus Rache drohen mutmaßliche Hacker der Gruppe Anonymous dem US-Justizministerium mit der Veröffentlichung vertraulicher Dokumente.

Nach einem Bericht des TV-Senders CNN seien die Hacker am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) in eine Website des Ministeriums eingedrungen und hätten dort ihre Drohung zeitweise veröffentlicht. Die Aktion sei ein Racheakt auf den Selbstmord des Internetaktivisten Aaron Swartz vor rund zwei Wochen.

Mit dem Tod des 26-jährigen Programmierers sei eine rote Linie überschritten, hieß es den Angaben zufolge in dem Schreiben, das mit Anonymous unterzeichnet gewesen sei.

Die Autoren wehrten sich besonders gegen harte Strafen für Hacker. Der Internetauftritt des Justizministeriums war später zeitweise nicht mehr zu erreichen.

Der Suizid des jungen Amerikaners hatte die Online-Gemeinde aufgewühlt. Gegen Swartz sollte in Kürze ein Prozess eröffnet werden, ihm drohten bis zu 35 Jahre Haft und eine Millionenstrafe. Vorgeworfen wurde ihm, aus einer kommerziellen Datenbank im großen Stil Daten heruntergeladen und illegal veröffentlicht zu haben.

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11 Kommentare

 / 
  • I
    ion

    @ AnonymusBlaBla:

     

    "Maulhelden mit der Angst vor Konsequenzen, dass sind diese Leute.";

    Sie müssen 's ja ‘wissen’ !

     

    "Aber wird der Freiheitskämpfer erwischt, dann wird rumgeheult.";

    Woher ‘wissen’ Sie DAS denn ?

     

    "Die waren bereit die Konsequenzen aus ihrem Handeln zu tragen.";

    Rechtsstaatliche, antizipier-, kalkulier-bare "Konsequenz"-en aus Aarons´ Handeln wären (für Sie): "bis zu 35 Jahre Haft und eine Millionenstrafe" ‽

    Mit Verlaub, Sie haben doch nicht alle T.i.S. !

    Würden Sie derart drakonische Strafen ggf. auch für sich oder den Systemadministrator verlangen, der über Jahre n.a. auch die E-Mails des Gesundheitsministers Bahr ausspionierte und an Dritte versilberte?? Und ich gebe zu bedenken, dass es Aaron nicht um eine persönliche Bereicherung ging !

  • A
    AnonymusBlaBla

    Wie hart die Jungs von Anonymous sind, dass kann man an Herrn Aaron Swartz sehen.

     

    Maulhelden mit der Angst vor Konsequenzen, dass sind diese Leute.

     

    Diese Menschen sehen sich im Kampf, im Widerstand gegen einen unerbittlichen Gegner, den nur die ganz harten Jungs und Mädels führen können.

     

    Aber wird der Freiheitskämpfer erwischt, dann wird rumgeheult.

     

    Lieber Mensch von Anonymous. Wenn du dich für den aktuellen Bonhoeffer, Elser, Ghandi, Malcolm X, oder, weil dir die vorstehenden Namen nichts sagen, du der aktuelle "V" bist, dann schau dir die Geschichte dieser Leute an. Die waren bereit die Konsequenzen aus ihrem Handeln zu tragen.

  • EG
    EWALD GERBER

    Den Amis's darf man nicht trauen.

  • M
    martin

    Ich teile das Anliegen, mehr Inhalte für alle frei verfügbar zu machen. Suizid begeht man aber immer noch selbst und der junge Mann war auch noch nicht mal zu irgendwas verurteilt.

    Wer hier Auge um Auge ruft, sollte vielleicht selbst vom Dach springen.

  • M
    mr.spock

    orwell lässt grüßen...

     

     

    und schreibt doch BITTE, BITTE "Suizid" statt "selbstMORD"!

  • J
    Jörn

    @Ragnar: Vielen Dank für die Infos. Es handelt sich also eigentlich nicht um "Hacking". Der Zugang des Studenten war völlig legal und Passwörter oder Schutzmechanismen wurden auch nicht geknackt. Der Student hat lediglich die Nutzungsrichtlinien im Nutzungsvertrag missachtet.

    Für dieses Verhalten wäre vielleicht eine Abmahnung durch die Uni oder ein Ausschluss von der weiteren Nutzung des Systems angemessen gewesen. Selbst ein Rauswurf von der Uni wäre mE nach zu harsch. Dass so jemand inhaftiert wird, ist bereits grob unverhältnismässig - ihm 35 Jahre Haft anzudrohen erinnert mehr an Terrorregime, die für kleinste Verfehlungen bereits drakonische Strafen verhängen.

    Angesichts dessen sollten die Rechtshilfeabkommen mit den USA auf den Prüfstand kommen. Es darf nicht sein, dass europäische Staaten (wie zuletzt Rumänien) Menschen an die USA ausliefern, die dort Jahrzehnte in Gefängnissen verbringen müssen, für Straftaten, die in Europa allenfalls mit Geldstrafe bestraft würden und zudem von europäischem Boden aus begangen worden sind.

  • E
    elisa

    Das ist die wirkliche Errungenschaft des Internettes: Wissen kann nicht mehr monopolisiert werden, sondern wird zum Menschenrecht. Aaron Swartz hat das frueh erkannt, und seinen Teil dazu beigretragen das neben Porne und billiger Unterhaltung auch echtes Wissen gratis an alle Weelt vermittelt wurde. Ein Helt unserer Zeit- und wer dabei die Boesen sind ist nicht schwer zu erkennen:die, die immer noch meinen das Geld gleich Macht sein soll

  • OD
    Oliver doll

    Verrückte Welt, ein katholischer Priester ruiniert das Leben von jungen Menschen - wie lange muss der denn ins Gefängnis ? Und all die Banker ? Da müsste mal etwas passieren ! Wake UP World

  • I
    ion

    "Vorgeworfen wurde ihm, aus einer kommerziellen Datenbank im großen Stil Daten heruntergeladen und illegal veröffentlicht zu haben."

     

    So-so, die Meldung hätte auch etwas genauer, hintergründiger und infolgedessen weniger tendenziös sein dürfen:

    Aaron Swartz hatte eine "kommerzielle Datenbank" gehackt, die der Bezahl-Teil einer in aller Regel jedem offen stehender Bibliothek des MIT (Massachusetts Institute of Technology) in Boston, USA ist.

    Verwunderlich genug, dass gerade DIE Typen des MIT wiederholt nicht dazu in der Lage waren, ihren Laden zu schützen ....; aber noch verwunderlicher ist, dass die MIT-Verantwortlichen es (zulassen) wollten, dass die US-Justiz an einem jungen, bekannten Internet-Wunderkind und Aktivisten derlei Exempel statuieren wollte, was wohl nur damit zu ‘erklären’ ist, dass Aaron dem (Schweine-)System längstens ein Dorn im Auge war. Und Shareholder-Value genießt in von Grund auf kommerziell strukturierten, reaktionären Gesellschaften eben (immer noch) den höchsten (Staats-)Schutz.

    Zum weiteren Un-Verständnis: In den USA sind (Uni-)Bibliotheken in aller Regel jedem kosten- u. frei (via Internet) zugänglich.

     

     

    [http://www.webcitation.org/6DdbeYyVO]

    Exzerpt, Zitat-Anfang:

     

    «Official Statement from the family and partner of Aaron Swartz»

     

    Aaron’s death is not simply a personal tragedy. It is the product of a criminal justice system rife with intimidation and prosecutorial overreach. Decisions made by officials in the Massachusetts U.S. Attorney’s office and at MIT contributed to his death. The US Attorney’s office pursued an exceptionally harsh array of charges, carrying potentially over 30 years in prison, to punish an alleged crime that had no victims. Meanwhile, unlike JSTOR, MIT refused to stand up for Aaron and its own community’s most cherished principles."

     

    Zitat-Ende.

     

    ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★ R . I . P .

  • RA
    Ragnar aus Fürth.

    Folgende Tatsachen fehlen. Wieso, will ich nicht ansprechen...

     

    1. Niemand hatte ihn angeklagt. Nur noch der Staat erhob gegen ihn Anklage.

    2. Der Staatsanwalt der der Meinung war dass es hierfür ein Exempel bräuchte, hatte schon einen Selbstmord auf dem Kerbholz. In der Fallgeschichte ganz oben, jung, männlich, Hacker, völlig überzogenes Strafmaß, bringt sich vor Prozessbeginn um.

    3. Die kommerzielle Datenbank? Eine staatlich bezahlte / privatisierte Datenbank, die wissenschaftliche Artikel hostet. Abos an Unis sind die Haupteinnahmequelle, für Privatpersonen kostet der Artikel pro Stück 40 Dollar. Der Artikelautor sieht von dem Geld nix...

    Da im Internet sehr schnell Unmut laut wurde, und man bekannt gegeben hat, sich das Geschäftsmodell mal näher anzuschauen, haben die stückweise damit begonnen, kostenlose Zugänge für Privatpersonen rauszuhauen.

    4. Der Straftatbestand? Er hat ein Skript geschrieben das folgendes tun sollte.

    - Logge dich in die Datenbank ein, über meinen Studentenaccount.

    - Lade dir den ersten Artikel herrunter, den du findest.

    - gehe zum nächsten Artikel, den du findest, und lade dir auch den runter.

    Der Zugang zur Datenbank war vollkommen legal, da der junge Mann Student der Universität war. Der Zugriff auf die Website war auch vollkommen legal, da die Uni für ihre Studenten ein Abo hatte. Was sie ihm vorwerfen ist dass er auf das ganze Angebot zugegriffen hatte, mit der Absicht, das Geschäft von dem Anbieter zu schädigen.(Er hatte das ganze auf dem Rechner laufen den er angestöpselt hatte...)

     

    Was auch noch nicht ganz uninteressant ist: Der "Verlag" war der einzige seiner Art in den USA, und aufgrund dessen schon länger im Auge von deren Kartellamt und der ACLU, insbesoindere wegen dessen völlig überzogenen Zugriffspreisen für Privatpersonenzugriff.

     

    Ich bin kein gewalttätiger Mensch.

    Aber bei sowwas kann ich Auge um Auge, Zahn um Zahn verstehen...

  • B
    boone

    Wenn man einen so jungen Menschen, der noch gar nicht seinen Platz in der Welt gefunden hat, mit solchen Strafen bedroht (35 Jahre einsperren, Millionen Dollar etc), dann ist man im besten Falle ein sehr unempathischer Mensch und im schlimmsten Falle ein sadistisches Schwein.